piwik no script img

Kunick will „Quatsch mit Concordia-Tunnel“ nicht mehr mitmachen

■ Initiative auf Spontanbesuch beim Bausenator / Tunnel soll erst gebaut werden, wenn Straßenbahnlinie Linie 4 nach Borgfeld fährt

Bausenator Konrad Kunick will seine GegnerInnen in den Verkehrsinitiativen jetzt durch Taten überzeugen. Denn: „Meinen Worten glauben Sie ja doch nicht“, meinte er gestern zu 14 Mitgliedern der Initiative „Keine Stadtautobahn durch Bremen“, die dem Senator mit Trillerpfeifen, Transparenten und Presse auf die Bude gerückt waren. Grund für das Go-In: Die Initiative fühlte sich durch die Baubehörde verschaukelt, da vier Schreiben, in denen nach der Zukunft des Verkehrs auf der vorderen Schwachhauser Heerstraße gefragt worden war, unbeantwortet blieben.

Den Worten von den Taten mochten die Initiativler in dem einstündigen, teilweise hitzigen Gespräch, dem Senator tatsächlich nicht glauben. Denn für den Bereich des Concordia-Tunnels kündigte Kunick zunächst einmal jahrelanges Nichtstun an. Kunick ist den Streit um ein oder zwei Fahrspuren in jede Richtung leid. Deshalb soll zunächst einmal die Straßenbahnlinie 4 Richtung Borgfeld gebaut werden, ehe es an die Detailplanung für den Tunnel geht. Allerdings geht der Senator zur Zeit davon aus, daß die Straße zwischen Kurfürstenallee und Schleifmühle dereinst einmal vierspurig ausgebaut werden wird. Es sei denn, der Ausbau des ÖPNV habe einen solch durchschlagenden Erfolg.

Überhaupt: Den Streit mit Anwohnern und Geschäftsleuten, die zur Zeit gegen neue Schraffierungen der Straßenbahngleise und die Einschränkung des Autoverkehrs Sturm laufen, findet Kunick derzeit allemal wichtiger, als die Dauerauseinandersetzung um den Concordia-Tunnel. Kunick: „Ich mach den Quatsch mit dem Tunnel nicht mehr mit. Ich klopp‘ mich lieber an den Stellen, wo die Straßenbahn schneller werden soll.“ Letzteres fanden die Initiativler zwar lobenswert, doch die unentschiedene Haltung zum Schwachhauser Heerstraßenausbau ganz und gar nicht. „Sie beziehen keinen Standpunkt“, donnerte eine Frau. „Sie haben kein Rückrat.“ Ein anderer wollte zu gerne die senatorable Versicherung hören, daß in Bremen nirgendwo Straßenraum erweitert werde. Kunick dazu ganz grundsätzlich: „Ich habe nicht die Absicht, Straßenraum zu erweitern. Aber im Einzelfall kann das schon mal passieren.“

Wenig Befriedigendes konnte der Senator auch in Sachen LKW -Verkehr mitteilen, der nach Beobachtungen der Initiative in der Stadtmitte immer mehr zunimmt. Grundsätzlich war zwar auch Kunick der Ansicht, daß die Schwerlaster gefälligst über die Autobahn und nicht durch die Stadt ihre Ziele ansteuern sollten, doch zuständig sei er dafür nicht. „Gehen Sie da doch mal zum Innensenator. Sie sehen ja, daß es nicht so unangenehm ist, mit Senatoren zu reden,“ verwies er die Protestanten an eine andere Adresse.

Als verbindlichen Schlichter hatte Kunick seinen riesiegen Senatsdirektor Manfred Osthaus mitgebracht. Der, lichte Höhe über 2,10 Meter, hatte sich beim Betreten des Raumes den Kopf blutig gestoßen und nutzte das Malheur gleich zu einer friedenstiftenden Metapher. „Sie sehen ja, daß wir keine Betonköpfe sind. Bei mir kommt Blut aus dem Kopf.“ Kitzige Nachfrage: „Hat Sie das nicht gewundert?“

hbk

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen