: "Der linke Radikale"
■ betr.: "Weitermachen über die Grenzen hinweg", "Relative Stärke der Sektenexistenz", taz vom 5.6.90
betr.: „Weitermachen über die Grenzen hinweg“, „Relative Stärke der Sektenexistenz“,
taz vom 5.6.90
„Der radikale Linke“ wäre wohl der Titel des taz-Berichtes über den Köln-Kongreß gewesen, hätte ihn eine Frau geschrieben?
Großartig, wie anscheinend verstanden und somit im Bericht festgehalten wurde, auf welche Schwerpunkte sich der für Herbst vorgesehene zweite Kongreß der „Radikalen Linken“ hauptsächlich beziehen soll:
-„ethnisch-nationale Minderheiten“ und
-„neue nationale Frage“.
Sollen „Frauen-Fragen“ denn eventuell im ersten Punkt enthalten sein? Danke!
1. Nicht erwähnt wurde, warum Feminstinnen für genau drei Vorträge nicht erschienen sind. Sie wurden erst kurz vor dem Kongreß eingeladen („Sponti„-Aktionen?), andere (diverse „Promis“) konnten sich seit Monaten vorbereiten. Mangels Vorbereitungszeit und auch aus Protest fielen somit feministische Vorträge und Debatten unter den (runden) Tisch.
2. Die Sexismusdebatte Sonntag Vormittag nach dem Vortrag zur „Antikapitalistischen Ökologie“ brach aufgrund von Rede und Diskussionsverhalten nunmehr endgültig auch zwischen den DiskussionensteilnehmerInnen aus und drohte, vom eigentlich angesetzten Thema „abzulenken“.
3. In der abschließenden „Runde 7“ zum Thema „Perspektiven“ machte Silke Struckmeyer mit ihrer Begründung zu der Ableitung von „die radikalen Linken“ zu „der Radikale Linke“ nochmals recht deutlich, daß die bisherige „Radikale Linke“ vornehmlich von Männer-Positionen angeführt wird.
Da die ihr nachfolgenden Redner K.-H.Roth und T.Ebermann nicht im geringsten auf Thesen zumindest Bezug nahmen, die von feministischer Seite zur Diskussion gestellt waren, veranlaßte dies die Rednerin, vorzeitig das Podium zu verlassen.
(...) „Nebenbei“ wurde noch kurz vor Ende der Abschlußdiskussion („Wie weiter?“) von der Hamburgerin Bettina Hoeltje durchgesetzt, daß
1. ein Frauen-Nachbereitungstreffen zu diesem Kongreß stattfinden wird, wo zugleich Vorbereitungen aus feministischer Sicht für den Kongreß im Herbst getroffen werden sollen - vorausgesetzt, Feminstinnen sollen überhaupt noch teilnehmen!
2. daß Feministinnen gebeten werden, Reden oder Texte, die sie auf dem Kongreß nicht halten konnten oder wollten, an Maren Psyck nachzusenden, damit sie in den Kongreß-Reader mit aufgenommen werden können!
Daß neben inhaltlichen (organisatorischen) Mängeln des Kongresses (auch noch strategisch-konzeptionelle) zu diesem Thema von der taz verschwiegen werden, finde ich bedenklich!
Conny Eckert, Marburg
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