: „Licht in den Bremer Musikdschungel bringen“
■ Was hat die Musik vom Verein? / Gespräch mit Vertretern des „Vereins Bremer Rockmusiker“ über Glanz, Elend und Geld
Im „Verein Bremer Rockmusiker e. V.“ (VBR) haben sich Bands und Einzelne seit November '89 organisiert, inzwischen rund 70 MusikerInnen und TechnikerInnen. Die taz fragte Jens Strangmann, den Ersten Vorsitzenden, Jörg Schneider, den Zweiten Vorsitzenden, und Peter Keßler, ein „einfaches Mitglied“, wozu das gut ist.
taz: Es geht beim VBR nur um RockmusikerInnen?
Strangmann: Nein! Der Name ist mißverständlich. Wir vermitteln Liedermacher, Funk, Folk, Soul,
Rock, Pop, Punk... Die Jazzrichtung ist ja für sich organisiert.
Was macht der VBR?
Strangmann: Wir vermitteln Live-Auftritte, wir veranstalten selbst Konzerte, wir wollen einen 'Band-Katalog‘ wie das 'Roll over Bremen‘ neu herausgeben, wir beraten die Gruppen technisch und organisatorisch, setzen uns für Probenräume ein, planen Austausch mit anderen Städten - und irgendwann eine eigene Zeitung!
Peter, was hat zum Beispiel Deine Band vom VBR?
Keßler: Der Verein versucht, Licht in den Bremer Musik -Dschungel zu bringen: Wir haben nur eine Chance, wenn die Bands Hand in Hand arbeiten...
Das tun sie nicht?
Keßler: Jeder prügelt auf den anderen ein, alle arbeiten sie gegeneinander, das kann nicht funktionieren. Die Bands lassen sich alle einzeln übers Ohr hauen.
Von wem?
Keßler: Von Veranstaltern. Die Bands hauen sich auch gegenseitig übers Ohr, unterbieten sich, konkurrieren.
Wenn ich als Rockmusikerin am 1. Juli eintrete, kriege ich dann am 15. drei Auftritte?
Keßler: Nee, das nicht. Der Ver
ein versucht, eine ganze Palette an verschiedenen Bands zu haben, die er den Veranstaltern anbieten kann, also Anlaufadresse zu werden, einen Marktüberblick zu haben...
Strangmann: Und das Interesse zu steigern! Viele Veranstalter
haben keine Adressen mehr von Bands. Der Band-Katalog 'Roll over Bremen‘ ist jetzt drei Jahre alt...
Es gab doch schon mindestens zwei Versuche, die Bremer Rockmusiker zu organisieren: Die 'Bremer Musiker-Initiative (BRI) und die 'Rockwerkstatt‘. Sind die tot?
Strangmann: Die Rockwerkstatt war staatlich, die gibt es nicht mehr, weil die ABM gestrichen sind. In der BRI haben die Musiker inzwischen ein Durchschnittsalter erreicht, wo man was anderes macht...
Habt Ihr Erfolge vorzuweisen? Auftritte vermittelt? Seid Ihr bei Bremer Veranstaltern ein Begriff?
Strangmann: Massig. Jetzt zum Beispiel beim Open-Air in Bremen-Nord, dann beim Stadtteilfest Hemelingen, wir haben für die Eule vermittelt, für die Jugendbildungsstätte Bremen...
Und eigene Konzerte?
Strangmann: Zwei, mit großem Erfolg.
Schneider: Mehr war auch finanziell nicht drin. Wir kriegen noch keine Zuschüsse, wir müssen für Porto, Werbung, Plakate selbst aufkommen.
Was kostet die Mitgliedschaft?
Schneider: Pro Person 45 Mark im Jahr. Davon müssen wir Künstlergagen absichern, Technik bezahlen, ...
Der BRI war es ja immer wichtig, Mindestgagen auszuhandeln und zu verhindern, daß sich die konkurrierenden Gruppen gegenseitig unterbieten.
Schneider: Das ist im Moment nicht unser Thema. Wir vertreten auch viele Amateurbands. Die BRI hat sehr professionell gearbeitet und sich selbst die Aufträge zugeschaufelt. Die Amateurbands kriegen meist kein Geld oder wenig. Fragen: S.P
Kontakt: donnerstags im Bürgerhaus Hemelingen, von 17-21 Uhr, Telefon 411155.
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