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Autos vom Gehweg gewuchtet

■ Aktion „Freie Fahrt für Kinderwagen“ / Stern blockiert, BMW-Fahrer sah rot

„Wenn Du mein Auto nochmal anrührst, hau ich Dir eins in die Schnauze.“ Sekunden später schlug der Mann zu. Konrad Zeis, Pressesprecher des alternativen Verkehrsclubs VCD, bekam gleich zweimal die ausgeholte Rechte ins Gesicht.

Was den stolzen Besitzer des metallic-grünen BMW am Samstagvormittag im Fedelhören so in Rage brachte, war eine Aktion, zu der der alternative Verkehrsclub aufgerufen hatte. Begleitet von zwei Rollstuhlfahrern wuchtete eine ganze Truppe fahrradbegeisterter Jugendlicher dreiste Falschparker vom Bürgersteig zurück auf die Fahrbahn, zuerst in der Kohlhökerstraße, dann im Fedelhören. Verkehrschaos und er

boste Autofahrer riefen schon bald die Polizei auf den Plan. Mit Blaulicht holte sie den Zug am Rembertiring ein, und ein eifriger Wachtmeister wollte die Personalien der Beteiligten feststellen.

Das gab er allerdings schnell wieder auf. „Wenn Sie zu viel zu tun haben, um die ganzen Falschparker anzuzeigen und abzuschleppen“, das hatte der Polizist in der hitzigen Diskussion gerade zugegeben, „wieso haben Sie dann eigentlich Zeit, von uns allen die Personalien aufzunehmen?“ wollten die Fahrrad-Fans wissen.

Nach dem Zwischenfall am Fedelhören radelte die ganze Truppe weiter zum Stern und blockierte ihn - ganz legal

zehn Minuten mit fröhlich klingelnden, rundrum kreisenden Drahteseln. Solche Aktionen, „vielleicht auch mal 'ne Parkhausbesetzung“, sollen jetzt öfter stattfinden. „Wer Abgase sät, wird Gift ernten“, stand in krakeligen Buchstaben auf einem Luftballon. Mit der Blockade der Bahnhofskreuzung endete die Aktion - doch nur bis zum nächsten Samstag, 12 Uhr am Stern.

Den Zwischenfall am Fedelhören nahm Konrad Zeis übrigens trotz des Blutergusses auf der Backe - gelassen. „Typische Autofahrer-Agression“, kommentierte der Radler aus Passion und stellte Strafanzeige gegen den rabiaten BMW-Fahrer.

Ricarda Knabe

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