Kein Wechsel in Bulgarien

■ Kommunisten gewinnen die Wahlen mit großem Vorsprung und erreichen 48 Prozent der Stimmen

Sofia (ap/taz) - Die bulgarischen Reformkommunisten haben die Wahlen mit großem Vorsprung für sich entscheiden können. Nach der Auszählung eines Teils der Stimmen stand am Montagnachmittag der Sieg der bisherigen Machthaber mit 48,5 Prozent der Stimmen fest. Das Oppositionsbündnis „Union der Demokratischen Kräfte“ konnte mit 36,2 Prozent zwar einen Achtungserfolg verbuchen, ihre Mitglieder zeigten sich aber tief enttäuscht, daß der Machtwechsel nicht gelungen ist. Als drittstärkste Partei folgt den Hochrechnungen zufolge die Bauernpartei mit 8,8 Prozent, die bis zum März als Blockpartei noch der Regierung angehörte. Viertstärkste Gruppe ist die Partei der türkischen Minderheit mit 5,7 Prozent, die damit den größten Teil der türkischen Minorität für sich mobilisieren konnte. Die Wahlbeteiligung war mit 83 Prozent weit niedriger als in der Tschechoslowakei. Die Sozialistische Partei konnte mit 98 von 200 Parlamentssitzen rechnen, die nach dem Verhältniswahlrecht vergeben werden. Die Union würde nach dem bisherigen Auszählungsstand 75 Sitze erhalten. Weitere 200 Abgeordnete wurden in den Wahlkreisen direkt gewählt. Hier lag das Oppositionsbündnis knapp vor den Reformkommunisten, vor allem in den großen Städten. In Sofia erreichte das Bündnis mit 54 Prozent der Stimmen ein sehr gutes Ergebnis. Auch in anderen Großstädten liegt es nach den vorliegenden Ergebnissen vorn, während auf dem flachen Land die Sozialisten einen weiten Vorsprung haben. Dort ist die seit 40 Jahren vorherrschende Machtstruktur weiterhin ungebrochen.

In vielen Wahlkreisen erreichte aber kein Kandidat die erforderliche absolute Mehrheit. Dort wird es am kommenden Sonntag Stichwahlen geben. Bereits in der Nacht zum Montag haben etwa 2.000 Anhänger der Opposition gegen einen angeblichen Wahlbetrug der Kommunisten demonstriert. Auch während des Montags hielten kleinere Demonstrationen an, für den Abend war eine Großdemonstration geplant. Internationale Beobachter gehen aber von einem regulären Wahlausgang aus.

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