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Kontrollettis jetzt auch im Osten

■ Seit neuestem suchen BVB-Mitarbeiter auch in den U-Bahnen nach Schwarzfahrern / Bisher harmlose Kontrolle nur am Eingang / 20 Mark Strafe beim Erwischtwerden

Ost-Berlin. Schreck in der Morgenstunde. Gestern vormittag gegen halb 11 in der U-Bahn zwischen Pankow und Otto -Grotewohl-Straße. Links über dem Kopf plötzlich eine halblaute, nicht übermäßig energische Stimme: „Die Fahrkarten bitte.“ Gleich zwei Kontrollettis! In der U -Bahn!

Bisher lauerten sie einem nur am Bahnhofseingang auf, schossen aus ihrer Nische neben der Zahlbox hervor und linsten argwöhnisch hinein, ob man etwa zwei Knöpfe statt Groschen eingeworfen hatte. Und immer die hochnotpeinliche Frage an den Sünder, warum er denn „die zwei Groschen“ nicht übrig hatte. Am schlimmsten waren die „Ehrenamtlichen“, total humorlos und unerbittlich, entlohnt durch Kopfgeldprämien.

Nun also kommen sie direkt in den Waggon, das Schauspiel „Linie 1“ kann beginnen. Als erstes der Griff nach dem Portemonnaie, ob man überhaupt 20 Mark dabei hat, oder kostet das schon 60? Nach der Schocksekunde die Erleichterung, die Umweltkarte reicht aus. Am Ende des Wagens werden drei etwa 16jährige Mädchen nervös, eine errötet ziemlich heftig. Als der eine der beiden Ordnungshüter - mit auffällig farbfrischem BVB-Emblem am Mantelärmel, trugen die bisher Mäntel? - hinten angekommen ist, scharen sich die drei um ihn, schnattern aufgeregt los.

“...ganz schnell reingesprungen ... nicht mehr geschafft...“ Die anderen auf den Bänken warten gespannt. Der Attackierte lächelt, sympathisch der Mann, und sagt ihnen irgend etwas Nettes. Worauf die drei an der nächsten Station, „Märkisches Museum“, hinausspringen und mit Fahrscheinen wiederkommen. Kein perfektes Kampf-Szenario a la „Linie 1“, aber das kann ja noch kommen. Die Vereinigung wirft auch in der U-Bahn ihre Schatten voraus.

Susanne Steffen

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