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Theaterhof Priessental kommt mit der Ratte

■ Schwarze Pädagogik im Zelt

„Immer dann, wenn die Pädagogik zuschlägt, kommt die Ratte.“ Die Ratte ist im neuen Stück des Priessentaler Theaterhofes das Symbol für das unbewußte Weitergeben von Verletzungen. „Rattenfänger - Ein deutsches Kindheitstrauma“ - von heute an täglich um 20.30 im Theaterzelt auf der Bürgerweide zu erleben - richtet den Blick auf Kindheit als eine Kette von seelischen Verletzungen.

Natürlich: Die Schwarze Pädagogik und Alice Miller waren die Geburtshelfer des Stückes, doch Priessental wäre nicht Priessental, wenn sie nur pädagogische Bücher dramatisieren würden. Mit Humor und Artistik wird das deutsche Kindheitstrauma präsentiert, auf einer von allen Seiten offenen Bühne im Mittelpunkt des Theaterzeltes. Die SchauspielerInnen verzichten völlig auf Kulissen und Bühnenbilder, um eine fast körperliche Nähe zum Publikum herzustellen.

Nach zwei Jahren Pause hatte sich der harte Kern der Truppe 1988 in einen Safaribus gesetzt und reiste durch die Sahara. Dort, im Wüstensand, erzählten sich die elf Theaterleute an 20 langen Abenden ihre Kindheiten, schrieben nach der Rückkehr ihre Geschichten auf und hatten den Rumpf ihres neuen Theaterstücks. Mittlerweile haben sie ihre Kindheitstraumata mehr als hundert mal aufgeführt, Geschichten zwischen 1933 und heute, und immer wieder verändern die Reaktionen des Publikums das Stück.

Die Bremer Spielzeit parallel zur Fußballweltmeisterschaft tragen die PriessentalerInnen mit Humor. „Wir wissen nicht, wie lange Deutschland spielt, wir spielen bis zum 30. Juni“ ist das Motto der Truppe. Pausieren werden die SchauspielerInnen des Theaterhofes am 19., 25. und 26. Juni. Dann übernimmt das Theaterduo „Die Schwestern“ das Theaterzelt auf der Bürgerweide mit Dem Stück „Kein Ei wie das andere“. Darin geht es um „Schöpfungsmythologie, Eierlegen, Brüten und Gentechnologie“. ma

Kartenvorbestellungen: 355080;

18 Mark, erm. 14 Mark, Gruppen 10 Mark

„Die Schwestern“, 15 (erm. 12) Mark

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