: Asyl: Nur die AWO ist bereit „abzufüttern“
■ Verbände gegen Abschreckungspolitik des Senats
„Es ist unmenschlich, die Verpflegung der Asylbewerber in ein einfaches Abfüttern umzumünzen. Wenn sie gar nichts mehr tun können, als nur noch warten. Das gibt nur Probleme.“ Dieser festen Überzeugung ist Christa Hase, die Geschäftsführerin des „Deutschen Roten Kreuzes“ in Bremen -Nord. Mit ihrer Ansicht steht sie nicht allein. Sie wandte sich deshalb mit anderen „Betreuungsverbänden“, die für die Bremer Übergangswohnheime zuständig sind, an den Bremer Senat und kritisierte die geplante „Gemeinschaftsverpflegung“, mit der der Senat neuankommende AsylbewerberInnen davon abhalten will, sich nach Bremen zu wenden. Nur die AsylbewerberInnen, die nach einer bisher drei- bis achtmonatigen Prozedur ihren Zuteilungsbescheid für Bremen in der Tasche haben, sollen sich selbst verpflegen dürfen und zu diesem Zweck auch die Sozialhilfe wieder ganz in bar ausgezahlt bekommen. Der Senat plant dabei, die Wartezeit auf den Umverteilungsbescheid auf zwei bis vier Wochen zu verkürzen.
Deutsches Rotes Kreuz und Arbeiter-Samariter-Bund, Johanniter-Unfallhilfe und Malteser-Hilfsdienst, Caritas und Hans-Wendt-Stiftung lehnen in ihrer gemeinsamen Erklärung jedoch „eine Vollverpflegung von Familien mit Kindern kategorisch ab“. Christa Hase: „Wenn man den Frauen die Versorgung ihrer Kinder auch noch nimmt, bei all
den Sprach- und Eingewöh nungsschwierigkeiten, dann ist ihnen alles genommen. Dann muß man mit Verwahrlosung rechnen.“ Außerdem wisse man, daß Alu-Essen teuer sei, rigoros verweigert und zudem oft unkontrolliert weggeworfen werde, so daß es Ratten anziehen könne.
Bei den Bremer UnterzeichnerInnen fehlte jedoch eine Unterschrift: Die der Bremer Arbeiterwohlfahrt (AWO). Sie ist bisher auch die einzige Bremer Organisation, die in zwei Einrichtungen (Lloydhotel und Friesenstraße) AsylbewerberInnen mit Großküchenessen versorgt. Geschäftsführer Hans Taake: „Die anderen Organisationen haben den Senatsbeschluß falsch verstanden.“ Das Umverteilungsverfahren solle doch verkürzt werden, und dann sei den AsylbewerberInnen das Großküchenessen zuzumuten.
Christa Hase (Deutsches Rotes Kreuz): „Auch vier Wochen sind zuviel.“ Es gebe keinen vertretbaren Grund, den Asylbewerberinnen zu verbieten, in den durchaus vorhandenen Wohnheimküchen zu kochen. Da der Senat aber darauf bestehe, „den Anreiz des goldenen Westens wegzunehmen“ und die Sozialhilfe nur noch zu 40 Prozent in bar auszuzahlen, zeichne sich der Kompromiß ab, mit dem einbehaltenen Geld zentral für die AsylbewerberInnen einzukaufen und ihnen dann die Lebensmittel zum Selbstkochen zu überlassen.
B.D.
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