: Eppelmann: Konfrontation abbauen
■ DDR-Verteidigungsminister Eppelmann spricht sich für die Überprüfung der Warschauer Vertrags-Doktrin aus / Die auf zwei Tage angesetzte Tagung überraschend schon gestern beendet
Strausberg (dpa) - Der DDR-Minister für Abrüstung und Verteidigung, Rainer Eppelmann (Demokratischer Aufbruch), hat dazu aufgerufen, die konfrontativen Elemente, die in den Dokumenten des Warschauer Vertrages der vergangenen Jahre enthalten sind, zu überprüfen. Sie entsprächen nicht mehr dem Geist der Zeit, sagte er zu Beginn der 25.Sitzung der Verteidigungsminister der Warschauer-Pakt-Staaten gestern in Strausberg bei Ost-Berlin.
Es bestünden jetzt die Voraussetzungen, die bisher in Europa existierenden blockpolitischen Sicherheitssysteme und damit die Teilung des Kontinents zu überwinden. Diese Entwicklung entspreche den Interessen der Völker, „im gegenseitigen Einklang - ohne künstliche Barrieren und ideologische Feindschaft - zu leben“.
An den Beratungen nahmen die Verteidigungsminister der Sowjetunion, Dimitri Jasow, der Oberkommandierende der Vereinten Streitkräfte, Armeegeneral Pjotr Luschew, sowie die Verteidigungsminister oder deren Stellvertreter aus der DDR, Bulgarien, Ungarn, Polen und der Tschechoslowakei teil. Der rumänische Verteidigungsminister, Viktor Stanculescu, war wegen der Ereignisse in Rumänien in der Nacht vom Donnerstag nach Bukarest zurückgeflogen. Er wurde von seinem Stellvertreter, Gheorghe Logufatu, vertreten.
Die Beratungen, die ursprünglich auf zwei Tage angesetzt waren, sollten nun schon am Donnerstag abend beendet werden. Auf einer Pressekonferenz wollte sich Eppelmann zu den Ergebnissen äußern. Bei der Tagung ging es um die Perspektiven der Umgestaltung des Warschauer Vertrages, um Fragen „der Entwicklung der Truppen und Flottenkräfte“ und deren mögliche Entwicklungsrichtungen.
In seiner Begrüßungsrede hatte Eppelmann darauf verwiesen, daß von der gemeinsamen Arbeit im Bündnis auch maßgeblich der erfolgreiche Abschluß der Wiener Verhandlungen über konventionelle Streitkräfte abhänge, damit auf dem KSZE -Treffen Ende des Jahres entsprechende Vereinbarungen unterzeichnet werden könnten.
Die Delegation der UdSSR wird am Freitag vormittag am sowjetischen Ehrenmal im Ostberliner Stadtteil Treptow und anschließend am Westberliner Ehrenmal vor dem Brandenburger Tor einen Kranz niederlegen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen