piwik no script img

Die New-York-Krimis

Die New-York-Krimis des Anwalts Andrew Vachss standen lange Zeit an der Spitze meiner ganz persönlichen Krimi-Hitparade. Genauer gesagt, bis zu dem Zeitpunkt, als der dritte Roman Bluebelle (vor zwei Monaten) erschien. Vachss‘ Kata und Strega sind düstere Krimis mit einem kräftigen Schuß ätzender Gesellschaftskritik, und mit seinem paranoiden Privatdetektiv Burke hatte der Autor einen Antihelden geschaffen, der genau in die sterbenden Achtziger paßte. Burke ist auch in Bluebelle wieder dabei: In der Hölle New York ist nachts ein mysteriöser Lieferwagen unterwegs, aus dem heraus minderjährige Prostituierte erschossen werden. 50.000 Dollar bieten die Luden vom Times Square dem Detektiv, damit er ihnen die Killer vom Hals schafft. Was einigermaßen spannend beginnt, zerfasert zusehends. Pansys Freßgewohnheiten werden etwas zuoft erwähnt, und Mama Wongs SauerScharf-Suppe hängt einem spätestens in der Mitte des Buches zum Hals raus. Zu diesem Zeitpunkt ist aus dem Krimi aber eh schon ein halber Porno geworden. Ausgiebig wird der Stellungskrieg beschrieben, den Burke mit der Titelheldin durchzieht. Bei dieser gan zen Rumbumserei gehen die Spannung und Vachss‘ Ruf natürlich flöten. (Ullstein)

Die Chicago-Krimis um den harten Iren Jimmy Flannery fand ich nicht besonders aufregend. So geriet der Autor Robert W. Campbell bei mir schnell in Vergessenheit. Das war ein Fehler! Denn Campbell schrieb Glitzerland (In La La Land We Trust), einen der besten Krimis der 80er Jahre. Die pechschwarze Geschichte spielt im dreckigen Milieu der Pornofilmindustrie. Privatdetektiv Whistler kümmert sich um eine junge Schauspielerin und findet sich in einem Sumpf wieder. Wer immer noch glaubt, daß Pornofilme und ihre Macher eher harmlos sind, der sollte sich ein paar Stunden Zeit nehmen für diesen harten Krimi. (Bastei-Lübbe)

Die Schwarze Beute, das rororo-thriller-Magazin Nr.5, ist erschienen. Das Vorwort enthält eine unverschämte Provokation. Die beiden famosen Herausgeber Norbert Klugmann und Peter Mathews haben nämlich vor, das Handtuch zu schmeißen. Ich fordere hiermit jeden, der irgendetwas gegen die beiden in der Hand hat, auf, sich zu melden, damit wir die Burschen zwingen können, weiterzumachen.

Karl Wegmann

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen