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Unberechenbare Rockträger

■ Durch einen 2:1-Sieg über Schweden hat Schottland endlich wieder Chancen auf das Achtelfinale / Schotten-Trainer Roxburgh sorgt sich um sein unberechenbares Team

Genua (dpa) - Die schottische Nationalmannschaft freut sich nach dem 2:1-Sieg über Schweden. Fünf Tage nach dem 0:1 -Schock gegen Außenseiter Costa Rica hatten sie am Samstag ihr erstes Erfolgserlebnis in Italien - und nach sechs sieglosen Endrundenspielen den ersten WM-Sieg seit dem 5:2 über Neuseeland vor acht Jahren in Spanien.

„Gegen Schweden wird man das wahre Gesicht Schottlands sehen“, hatte National-Coach Andy Roxburgh prophezeit. Und wirklich: Diesmal zeigten die Briten jenen Biß, den sie bisher vermissen ließen. Stark im Forechecking, stark im Zweikampf, stark im Kopfballspiel - mit diesen typischen schottischen Tugenden kauften sie den Schweden den Schneid ab und ließen sie nicht zum Spiel kommen.

Roxburgh bot drei Stürmer auf. Der Lohn: In der 11. Minute gelang McCall nach einer Kopfballverlängerung von McPherson das 1:0.

Für die rund 20.000 schottenberockten Fans ist der Einzug ins WM-Achtelfinale damit beschlossene Sache. „When the Scots go marching in“, sangen sie - wegen des am Spieltag verhängten Alkoholverbots lediglich siegestrunken. In der Tat sind die schottischen Chancen wieder sprunghaft gestiegen.

Wenn da nur nicht die Sprunghaftigkeit wäre, die Schottland für seine Gegner, aber auch für den eigenen Trainer so unberechenbar macht. Roxburgh, Mathematik-Dozent, kann Wankelmut und Wandlung seiner Spieler auf keinen schlüssigen Nenner bringen. Zunächst einmal setzt er, axiomartig sozusagen, auf das Prinzip Hoffnung: „Gegen Costa Rica haben wir das Spiel nie richtig angefangen und auch nicht zu Ende geführt. Heute war das der Fall. Mein Team hat unglaublich gut gespielt. Ich bin sehr glücklich.“

Schweden hingegen erschien ohne Profil: Das Anschlußtor (86. Minute), nach dem in der 82. Minute von Johnston verwandelten Foulelfmeter, durch den erst in der 75. Minute eingewechselten Italien-Legionär Glenn Strömberg, der im Gegensatz zu dem Ex-Bayern-Spieler Johnny Ekström noch einmal frischen Wind brachte, fiel zu spät, um die als Wikinger verkleideten schwedischen Fans noch einmal auftauen zu lassen.

Schweden: Ravelli - Roland Nilsson, Hysen, Larsson (75. Strömberg), Schwarz - Limpar, Joakim Nilsson, Thern, Ingesson - Brolin, Pettersson (62. Ekström)

Schottland: Leighton - McLeish, McPherson, Levein, Malpas Aitken, McCall, McLeod - Johnston, Durie (75. McStay), Fleck (85. McCoist)

Zuschauer: 31.823

Tore: 0:1 McCall (11.), 0:2 Johnston (82. Foul elfmeter), 1:2 Strömberg (86.)

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