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Noch ein weiter Weg

■ betr.: "Grenzenlos nahverkehren", taz vom 9.6.90

Betr.: „Grenzenlos nahverkehren“, taz vom 9.6.90

So „grenzenlos“ kommt mir der Nahverkehr nach dem Wegfall der Grenzkontrollen, der Wiedereröffnung der U-Bahnhöfe auf der U 6 und U 8 und dem durchgehenden S-Bahn-Betrieb auf der Stadtbahn nicht vor, obwohl ich das als regelmäßiger Fahrgast in West- wie nunmehr auch Ost-Berlin kaum mehr abwarten kann.

Weitere Verbesserungen im S-Bahnverkehr finden nicht statt. Der Bahnhof Bornholmer Straße wird nicht geöffnet, nicht einmal auf der Westseite in einer provisorischen Ausführung. Der grenzüberschreitende S-Bahn-Ring ruht vor sich hin, weil der Westteil des Ringes eine einzigartige Mischung aus verwahrloster Ruine und aufwendiger Baustelle ist. Der S -Bahn-Vorlaufverkehr von Charlottenburg über Spandau und Wustermark nach Nauen findet vorerst nicht statt.

Die Ostberliner Straßenbahnen werden wie bisher vor der nun bald unsichtbaren Mauer enden. Im Westteil Berlins fehlen seit Jahren die Schienen auf der Straße und im Grenzbereich werden eventuell vorhandene dem Autoverkehr zuliebe erst einmal entfernt. Der mögliche Fahrgast kann ja ruhig einige hundert Meter laufen.

Nicht einmal Buslinien der beiden Betreiber BVG und BVB werden in den anderen Teil der Stadt verlängert. Ich denke da an den BVG-70er über die Wollankstraße zum S-Bahnhof Pankow, an den BVG-90er über die Chausseestraße zur Straßenbahnendhaltestelle „Stadion der Weltjugend“ oder dem BVG-28er bis zum S-Bahnhof Treptower Park und der BVB-47 bis zum U-Bahnhof Schlesisches Tor oder Herrmannplatz, um nur einige mögliche Sofortmaßnahmen herauszugreifen.

Trotz aller Schritte und Maßnahmen ist es halt noch ein weiter Weg, bis wir die Berliner Nahverkehrs -Wiedervereinigung genießen werden können.

Ingo Franßen, Berlin

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