piwik no script img

Mehrfachabtreibungen

■ betr.: "Was nur einmal passieren darf", taz vom 12.6.90

betr.: „Was nur einmal passieren darf“, taz vom 12.6.90

Wieder einmal bin ich entsetzt über diese ewigen Diskussionen und Untersuchungen bezüglich des § 218 und der „armen“ Frauen. Warum unterstellen wir Frauen immer nur, sich erst dann Gedanken über Kinderwünsche zu machen, wenn „es“ passiert ist? Nach neun Mal muß sich doch auch eine 32jährige vielleicht langsam mal Gedanken vorher machen? Mein Vorschlag: Spätestens nachdem eine Frau ein Kind hat, intensiv über eine Sterilisation nachdenken. Am besten geht das bei den emanzipierten Männern. Aber auch vorher sollte frau/man sich überlegen, ob es sich lohnt, in diese „kinderfreundliche“ Welt noch Kinder zu setzen, wenn übers Kinderbekommen nachgedacht wird, wie übers Wegschmeißen von (faulen) Tomaten.

Brigitta Henke, Berlin sh11

Mir standen bei diesem Artikel die Haare zu Berge. Daß es keine perfekte Verhütung gibt, ist keine Frage. Fraglich ist aber, wie damit umgegangen wird. (...)

Wenn eine Frau nach neun Abtreibungen erkennt, daß diese böse Gesellschaft eigentlich an allem schuld ist, weil Alleinerziehende es so schwer haben und sie nun mal nicht im „Mutterdasein aufgeht“, bin ich kurz vorm Schreikrampf. Natürlich hat sie recht, diese Gesellschaft ist kinderfeindlich. Aber erstens zwingt sie niemand, der Klischeemutter zu entsprechen, zweitens gibt es noch die Sterilisation, wenn sie sich schon so sicher ist. In meinen Augen sind neun Abtreibungen leichtfertig.

Daß Frauen heute „einfach funktionieren müssen“, wie die Autorinnen behaupten, empfinde ich als etwas einfach. Auf mich erwecken diese geschilderten Frauen nicht den Eindruck, als handele es sich um denkende, emanzipierte Frauen. Bei mir verstärkt sich eher der Eindruck, daß es doch recht oberflächliche und morallose Menschen gibt.

Damit kein falscher Eindruck entsteht: Ich bin gegen den Paragraphen 218, gegen die Kriminalisierung der Frauen. Ich habe selber drei Kinder und kann gut verstehen, daß Frauen diese Verantwortung nicht immer übernehmen wollen oder können. Ich denke und hoffe aber, die meisten Frauen sehen in der Abtreibung nicht nur eine Art der Verhütung, sondern gehen verantwortungsbewußt mit dieser Möglichkeit um. Euer Artikel jedenfalls erweckt einen anderen Eindruck.

Susanne Werner, Ostfildern

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen