Groucho Marx und Marylin Monroe

■ „Dick Tracy“ mit Warren Beatty und Madonna begeistert die Kritiker in den USA

Begleitet von geradezu überschwenglichem Lob der Kritik und einer Flut von kommerziellen Beiprodukten ist jetzt in den USA der Film Dick Tracy angelaufen, möglicherweise der Hit des Kinosommers 1990. Es sei unwahrscheinlich, daß dieser Sommer einen „kommerziellen Film mit großem Budget bieten wird, der so unterhaltsam ist wie dieser lebende Cartoon“, schwärmte der Kritiker der 'New York Times‘. Und das Nachrichtenmagazin 'Time‘ befand, Warren Beatty habe mit „Dick Tracy“ den „bislang besten Comic-strip-Film geschaffen“.

Der Schauspieler Beatty, der als Regisseur einen Oscar erhielt und der einige seiner größten Erfolge wie Bonnie und Clyde, Shampoo und Reds selbst produziert hat, ist auch in diesem Film nicht nur der Hauptdarsteller, sondern zeichnet ebenso für Regie und Produktion verantwortlich. Was er geschaffen hat, ist nach Ansicht der Tageszeitung 'USA Today‘ ein „ehrgeiziges, überlanges, hypnotisches, unangenehmes und letztendlich erinnerungswürdiges Halb-Meisterwerk“.

Beattys Vorlage war ein in den 30er Jahren geschaffener Comic strip mit den Abenteuern des stämmigen Polizeidetektivs Dick Tracy, der sich mit einer Bande von Bösewichtern herumzuschlagen hat, deren Namen ihren grotesken Gestalten entsprechen: Pflaumengesicht, Flachkopf oder das Nagetier. Hinter den bizarren Masken einiger dieser Bösewichte stecken Stars ersten Ranges: Dustin Hoffman etwa, James Caan und Al Pacino, der als Oberganove Big Boy Caprice brilliert. Seine Darstellung bewertete der Kritiker der 'New York Times‘ als eine „verrückte Mischung aus Scarface, Richard III. und Groucho Marx“.

Nicht weniger Lob wurde der Sängerin Madonna zuteil, die als singende Sirene Breathless (atemlos) Mahoney vergeblich versucht, den Detektiv vom Pfad der Tugend abzubringen. 'Time‘ charakerisierte ihre Darstellung als eine „erfrischende Mischung von Marilyn Monroe und Jessica Rabbit“.

Besonders fasziniert zeigte sich die Kritik von dem stilistischen Raffinement des Streifens, der ganz im Stil eines Cartoons in wenigen Grundfarben gehalten ist, mit denen auch die Protagonisten charakterisiert werden. Die Lichtgestalt Tracy tritt meist mit gelbem Trenchcoat und gelbem Hut auf, Breathless trägt Schwarz und Silber, die Farben der Nacht, die Ganoven sind in böses Blau oder Violett gekleidet. Und wenn Geld den Besitzer wechselt, dann steht auf den grünen Scheinen nur ein Dollarsymbol.

Die Walt Disney-Studios, die Dick Tracy eine gewaltige Vorausreklame zuteil werden ließen und Lizenzen für eine wahre Flut von „Dick Tracy„-Hemden, -Regenmänteln und -Badetüchern vergaben, hoffen, mit dem 30 Millionen Dollar teuren Film den Erfolg von Batman zu erreichen, der allein in Nordamerika mehr als 250 Millionen Dollar einspielte. In der Bundesrepublik soll der Film Ende September starten.

Gerd-Eckard Zehm/dpa