: DDR-Ausgabe der taz
■ T A Z I N T E R N
Gerade als Zeitungsmacher ist man gelegentlich überrascht, wie sich Nachrichten verselbständigen können und einem als fremde Wesen gegenübertreten. „DDR-Ausgabe der 'taz‘ wird nicht mehr produziert“, stand als Überschrift über einer kleinen Meldung im renommierten Berliner 'Tagesspiegel‘.
Über derselben Agentur-Meldung hatte die 'Frankfurter Rundschau‘ die Überschrift gesetzt: „taz-Ausgabe vereinigt“.
Beides ist Unsinn, falsch, ein Anruf hätte genügt, die KollegInnen aufzuklären. Wer die DDR-Ausgabe der taz am kommenden Samstag am Kiosk kauft, wird äußerlich keinen Unterschied zu der Ausgabe vom vergangenen Samstag entdecken.
Diese DDR-taz wird von einem DDR-Verlag herausgebracht, es besteht mit der (nur wenige hundert Meter entfernt liegenden) Westberliner taz-Zentralredaktion eine enge Kooperation. Mehr als 80 Prozent der Texte sind identisch in beiden Ausgaben. Insbesondere die Präsentation der Aufmacher -Seite, die Intensität der DDR-Berichterstattung, die Anzeigenseite und der Kulturteil der Zeitung unterscheiden sich.
Das war so und das wird solange bleiben, wie unterschiedliche Lese-Interessen solche Differenzierung nahelegen.
Die DDR-spezifischen Teile der Zeitung werden im wesentlichen von taz-Anbau-Verlags-Kollegen produziert, aber auch die alte DDR-Fachredaktion der taz, bestehend aus tazlern mit West-Paß, ist mit ihrer Berichterstattung aus der DDR-Ausgabe der taz nicht wegzudenken.
Richtig ist, daß die Mehrzahl der Mitarbeiter des Anbau -Verlages 'die Tageszeitung‘ (Berlin/DDR) sich in ihrem Verständnis der DDR-Ausgabe der taz korrigiert sehen.
Sie waren davon ausgegangen, daß sie im Konfliktfall - der mit der Frage der Veröffentlichung der Adressen ehemaliger Stasi-Objekte erstmals eingetreten ist - ein „Veto-Recht“ haben. Nach intensiver Debatte in mehreren Nachtsitzungen haben sie akzeptiert, daß es dies in der taz nicht geben kann und daß die DDR-taz keine ganz andere Zeitung, sondern eben die DDR-Ausgabe der taz ist.
Die Redaktionsleitung
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen