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„Ich muß halt auf die Zukunft hoffen“

■ Die taz führte ein Interview mit Charlie Checkpoint, einen Tag vor seiner Pensionierung

taz: Glückwunsch zur Pensionierung, Charlie - wie hoch ist die Rente?

Charlie Checkpoint: Soll das ein Scherz sein?

Was?

Ich werde doch nicht pensioniert!

Nicht?

Aber kein Stück - ich doch nicht!

Und der Abriß?

Der Abriß, der Abriß - das ist doch bloß äußerlich. Die Hütte geht in ein Museum, ich aber...

Sehr geehrter Herr Checkpoint - wollen Sie mir damit zu verstehen geben, daß Ihre unsterbliche Seele weiterlebt? Und wenn ja - wo? Und wie? Ganz zu schweigen von der entscheidenden Frage: Wo haben Sie die Seele her?

Bißchen viele Fragen auf einmal, wie? Wo haben Sie eigentlich das Interviewen gelernt? Aber ich will ja nicht so sein - die Seele hat mir der Geist der Geschichte verliehen; Sie wissen doch - der weht, wo er will.

Und wo läßt der Sie in Zukunft wehen?

Woher soll ich das wissen? Aber soviel ist doch wohl klar: Bloß weil ich hier nicht mehr gebraucht werde, bin ich doch nicht überflüssig. Es gibt doch so viele schöne Möglichkeiten überall auf der Welt. Ich weiß nicht, was in meinem nächsten Einsatzbefehl steht - aber kommen wird er, früher oder später.

Gratulation zum Weiterleben, Charlie - waren Sie mit Ihrem Job denn wenigstens zufrieden?

Aber doch, durchaus. Damals zum Beispiel, als Präsident Kennedy über die Mauer lugte - sowas hat man doch nicht alle Tage! Und die vielen schnuckeligen Schulmädchen! Dann allerdings der tagelange Panzerkrach; der ist mir schon ein bißchen aufs Gehör geschlagen. Und daß ich mein dreißigjähriges Dienstjubiläum nicht mehr erleben darf - das schmerzt ein bißchen. Einfach so ausrangiert werden, als wäre man altes Eisen... Ich muß halt auf die Zukunft hoffen.

Also keine Angst vor Arbeitslosigkeit?

Nö.

Lieber Herr Checkpoint, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

mb

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