Der Kanalarbeiter

 ■ TELE-TIPS AUS DER PROVINZ

Fraglos gehört auch die Überwachung der Radiokanäle zu den Aufgaben eines Kanalarbeiters. Aus dem „Werbeblöken“ ragt zumindest hier bei uns im Norden - die besonders frenetisch annoncierte Pernod-Disco-Show, für die der Ausrufer „Hot Shot Music“, „Top Job Music“, „Odd Spot Music“ oder so ähnliches verspricht. Meine Frage an „zeitgeistesgegenwärtige“ LeserInnen: Was soll das sein? Für die sinnreichste Erklärung gibt es einen Länderpunkt. Und für die witzigste einen Buchpreis. Angebote an die Redaktion...

Weder „Hot Shot...“ noch „Top Job...“, sondern einfach gute Musik machen die Neville Brothers, die sogar in der 'Neuen Osnabrücker Zeitung‘ positiv rezensiert wurden. Sie dürfen nicht fehlen, wenn das ZDF am Samstag um 13.05 Uhr die Melodie einer Stadt: New Orleans in den Äther trällert. Auf ganz anderem Gebiet liegen die Verdienste von Domenica, die um 17 Uhr auf Nord 3 in der Reihe Norddeutsche Profile ab- und ausgefragt wird. Ihre Busenfreundin Alice Schwarzer ist erneut für die abendliche „Tele-Faxen-Show“ Alles nichts, oder!? angekündigt; wir wollen doch um 22 Uhr bei RTLs mal nachschauen, ob sie's diesmal wagt. Für chronisch Frankophile hält West 3 noch ein Leckerchen bereit: Um 17.30 Uhr sind die WDR-Sendboten zu Gast Bei Jean und Jean in deren Pariser Bistro.

Ihre erste Filmrolle spielte Barbra Streisand 1968 in der Adaption eines Musicals, mit dem sie vorher schon auf dem Broadway Triumphe feiern konnte, und bekam für ihre Darstellung des „Ziegfield-Girls“ Fanny Brice prompt einen „Oscar“. DFF 1 zeigt Funny Girl mit zum Glück nicht eingedeutschten Songs um 22.20 Uhr und schickt am kommenden Samstag den zweiten Teil Funny Lady hinterher.

George Peppard machte uns viel Freude in Blake Edwards Frühstück bei Tiffany (wo auch die Medienredakteurin gern mal wehenden Blondhaars im Bugatti vorfahren möchte...), mußte sich aber später mühsam sein Brot verdienen als Vietnam-geschädigter Haudegen in der TV-Serie Das A-Team, die zur Zeit im Vorabendprogramm von RTL gezeigt wird. Schon 1965 bewies er als Jagdflieger „Schandtatendrang“ in dem Weltkriegsdrama Der blaue Max (die Franzosen sagen Pour le Merite), mit dem das ZDF um 23 Uhr um Einschaltquoten ringt.

Der oben erwähnte Blake Edwards ist verheiratet mit Julie Andrews, und diese arg konstruiert wirkende Überleitung konfrontiert uns bereits schonungslos mit dem Sonntagsnachmittagsprogramm des ZDF. Dortselbst findet sich um 15.30 Uhr der US-Film Star!, der die Lebensgeschichte der Revuesängerin Gertie Lawrence zum Inhalt hat; in Hollywoodmanier aufbereitet natürlich. Die Titelrolle ist mit Julie Andrews trefflich besetzt; Regie führte allerdings nicht Julies Gespons Blake, sondern Musical-Spezialist Robert Wise (Westseide Story).

SAT1 belegt (leider) zur gleichen Zeit, daß Hollywoods Filmindustrie schon 1939 nichts lieber thematisierte als sich selbst. Damals in Hollywood heißt das nostalgische Melodram mit komischen Einlagen, dessen Charaktere den realen Figuren Mack Sennett und Mabel Normand nachgezeichnet sind. Der junge Don Ameche spielt mit (wir kennen ihn unter anderem aus Cocoon), und auch der wunderbare Buster Keaton bekam eine kleinere Rolle übertragen.

Harald Keller