: Ozonloch soll erst in 50 Jahren gestopft werden
Vertragsstaaten von Montreal beraten über Kompromißvorschlag / Verbot von Teilhalogenen im Jahr 2040 ■ Aus London Thomas Gehring
Ein Jahr nach Inkrafttreten des Ozonprotokolls von Montreal herrscht weltweit Übereinstimmung, daß die darin enthaltenen Regelungen einer fortschreitenden Zerstörung der Ozonschicht keinen Einhalt gebieten können. Auf der seit Mittwoch in London tagenden zweiten Konferenz liegt ein Kompromißvorschlag vor, der Produktion und Verbrauch einer erweiterten Liste von FCKWs sowie der besonders gefährlichen Halogene bis zum Jahre 2000 schrittweise verbieten will. Daneben sollen weitere Stoffe, Metylchloroform und Karbontetrachlorid, in das Protokoll aufgenommen werden. Ein Ausstieg für die ebenfalls ozonabbauenden teilhalogenierten Stoffe, die die chemische Industrie im großen Stil als Ersatzstoff anbietet, soll erst bis zum Jahre 2040 erfolgen.
Den in London vertretenen Umweltschutzverbänden sind die vorgesehenen Übergangsfristen viel zu lang. Obwohl sie in dieser Ansicht von einer Reihe westlicher Staaten, darunter der EG, den nordischen Staaten sowie Australien und Neuseeland unterstützt werden, wird allgemein nicht angenommen, daß weitergehende Regelungen sich durchsetzen ließen.
Hauptthema der Londoner Konferenz war bislang die Errichtung eines internationalen Ozonfonds, aus dem sogenannten Entwicklungsländer bei der Umstellung ihrer Industrie auf nicht ozonzerstörende Stoffe unterstützt werden sollen. Der Fonds wird für die ersten drei Jahre ein Budget von ca. 200-240 Millionen US-Dollar haben. Er soll bereits mit Beginn des kommenden Jahres einsatzfähig sein. Nach dem Willen einiger Industrieländer soll er von der Weltbank verwaltet werden. Die USA, die noch im vergangenen Monat in Bergen die Bereitstellung zusätzlicher Mittel vollständig abgelehnt haben, machen die Beteiligung der Weltbank zur Bedingung ihrer Teilnahme. Obwohl die größeren Entscheidungen über die Verwendung der Fondsmittel von den Vertragstaaten des Montrealer Protokolls getroffen werden sollen, lehnen die Entwicklungsländer die Beteiligung der Weltbank ab. In den sogenannnte Dritte-Welt-Staaten wird mit einer stark steigenden Produktion ozonschädigender FCKWs und Halogene gerechnet. China und andere wichtige Entwicklungsländer haben ihren Beitritt zum Protokoll für den Fall einer Einigung über den Fonds signalisiert.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen