: Zahl der iranischen Erdbebenopfer noch unklar
■ Iran-Botschafter bei der UNO spricht von über 25.000 Toten
Teheran (afp/taz) - Unklarheit herrscht noch immer über die tatsächliche Anzahl der Opfer des schweren Erdbebens, das sich am Donnerstag im Nordwesten des Iran ereignet hatte. Während die iranische Botschaft bei den Vereinten Nationen am Donnerstag abend von 25.000 Toten und 100.000 Verletzten sprach, wurden am Freitag morgen in einer Bilanz der iranischen Führung weitaus niedrigere Zahlen genannt. Die Anzahl der „Toten und Verwundeten“, so hieß es, sei „höher als 20.000“. Gleichzeitig bezifferte die iranische Nachrichtenagentur 'IRNA‘ die Zahl der Toten auf 12.300, die der Verletzten auf 24.000. Das Bonner Büro von 'afp‘ vermochte auf eine Anfrage der taz keine Erklärung für diese unterschiedlichen Zahlen zu geben.
In Iran werden nach dem Beben nun dringend Blutkonserven, Medikamente, Zelte, schweres Räumgerät sowie Ärzte benötigt. Das Land, so teilte die Teheraner Führung mit, sei bereit, jede Hilfe für die Opfer aus jedem Land der Welt ausgenommen Israel und Südafrika - entgegenzunehmen. Der größte Mangel herrscht gegenwärtig an Blutkonserven. Radio Teheran rief die Bevölkerung auf, Blut zu spenden.
Für Freitag nachmittag wurde ein 20köpfiges französisches Spezialistenteam in Teheran erwartet. Auch andere Staaten, darunter die USA und Großbritannien, haben ebenfalls Hilfe zugesagt. Die EG stellte eine Soforthilfe in Höhe von 1,2 Millionen Dollar zur Verfügung. Auch der ehemalige Kriegsgegner Irak bot „jede Hilfe“ an.
Am Freitag waren die Zufahrtsstraßen in die am schlimmsten betroffenen Regionen des Katastrophengebiets weiterhin unpassierbar. Die Räumung der Straßen wurde über Nacht ausgesetzt. Auch die Luftbrücke, die zwischen Teheran und den beiden Katastrophenprovinzen Ghilan und Sandjan eingerichtet wurde, mußte in der Nacht weitgehend eingestellt werden. Die Suche nach Verschütteten aber wurde fortgesetzt. Die Armee und die islamischen Milizen wurden mobilisiert, um die Rettungsmannschaften am Freitag zu verstärken.
Die Rettungsarbeiten werden in vielen Regionen dadurch erschwert, daß die Stromversorung unterbrochen ist. Hubschrauberpiloten im Katastrophengebiet berichteten, viele Dörfer und Städte seien zu 70 bis 90 Prozent zerstört, einige Orte sogar zu 100 Prozent. Zwischen Rascht, der Hauptstadt der Provinz Ghilan, und dem 120 Kilometer südlich gelegenen Luchan sei kein Dorf unbeschädigt geblieben.
Neben zahlreichen anderen Staatspräsidenten übermittelte auch Bundespräsident Weizsäcker der iranischen Regierung am Freitag in einem Telegramm die Anteilnahme der Deutschen und äußerte „Trauer und Bestürzung“ über die hohe Zahl der Todesopfer.
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