: Gorbi will bleiben - der Apparat auch
■ Aufstand des Apparates gegen die Reformer
Berlin (dpa/taz) - Die am Wochenende beendete Parteikonferenz der russischen Kommunisten hat deutlich gemacht, wie stark die Parteikonservativen in der Sowjetunion immer noch sind. Ihre Kritik gegenüber dem Reformkurs der Führung war scharf und umfassend, ohne daß es ihnen jedoch gelang, plausible Alternativen aufzuzeigen. So kann der Parteikongreß auch als Aufstand des Apparates gegen die Reformer interpretiert werden. Trotz scharfer Angriffe auf Michail Gorbatschow ist es dem neugewählten Chef der Russischen KP, Iwan Poloskow, allerdings gelungen, die Gräben nicht unüberbrückbar weit aufzureißen. Der mit 1.396 gegen 1.251 Stimmen gewählte Parteikonservative aus der südrussischen Provinz Krasnodar trat in seiner Schlußrede für das Verbleiben Gorbatschows im Amt des Sekretärs der KPdSU ein und widersprach so Forderungen aus den eigenen Reihen. Vor allem der ehemalige Chefideologe Jegor Ligatschow hatte den Rücktritt Gorbatschows gefordert. Im Kampf um die Führung in der russischen KP unterlag der den Zentristen um Gorbatschow zugerechnete Oleg Lobow, der 1.066 gegen 1.581 Stimmen erhielt. Im ersten Wahlgang hatte der den radikalen Reformern der „Demokratischen Plattform“ zugerechnete Wladymir Lyssenko nur 90 Delegierte hinter sich sammeln können. Die Krise in der KPdSU ist nicht abgewendet. Viele Beobachter gehen von einer Spaltung der Partei während des für Anfang Juli angekündigten 28. Parteitages der KPdSU aus. Korrespondentenbericht auf S. 8
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