Eine radioaktive Weltreise in oder vor den großen Ferien

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Vor vier Jahren stieg die radioaktive Wolke in Tschernobyl auf, umkreiste sechsmal die Welt und hinterließ in nahezu allen Kontinenten ihre Strahlenspur. Die Bodenbelastungen betragen heute noch 75 Prozent der Ausgangswerte. Zu den wenig belasteten Gebieten gehören: Island, Westfrankreich, Spanien, Portugal, spanische Mittelmeerinseln und Nordafrika. Die folgende Tabelle zeigt die durchschnittliche radioaktive Bodenbelastung Europas und die höchst betroffenen Lebensmittel. Niedrige Werte sind 1.000 Bq/m2, mittlere 1.000 Bq/m2, hohe 5.000 Bq/m2.

BRD: Allgäu, Bayern 50.000 Bq (Honig, Pilze, Wildbeeren, Wild) restliche Gebiete 1.000 Bq.

Bulgarien: höchste Bodenbelastungen, älterer konservierter Schafskäse.

Dänemark: mittlere Bodenbelastung.

DDR: hohe Belastungen in Uranabbaugebieten zwischen Westerzgebirge und Ostthüringen im Süden der DDR. Gebiet um Rathenow, etwa 70 km westlich von Berlin, bis zu 74.000 Bq, um Wittenberg 35.000 Bq und um Ludwigslust in Mecklenburg 20.000 bis 25.000 Bq.

Finnland: 5.000 Bq Zentrale und südwestliche Gebiete, südlich der Linie Kokkola-Kajeami, 1.000 Bq westliche Gebiete.

Frankreich: hohe Belastung um La Hague, mittleresOstfrankreich und Zentralmassiv, geringe restliche Gebiete.

Griechenland: hoch belastet Nordgriechenland, Thessalien, restliche Gebiete mittlere Belastung. Feigen, Schaffleisch, Hartweizen in allen Provinzen.

Großbritannien: hoch belastete Gebiete um Sellafield/Windscale, mittlere Belastung Schottland, Westküste Mittelenglands

Irland: Die irische See zählt zu den am höchsten radioaktiv verseuchten Seegebieten der Welt, sonst mittlere Belastung.

Italien: hohe Belastung Norditalien, evtl. Gebirge, von Süden nach Norden ansteigend, sonst mittlere Belastung, Hartweizenprodukte.

Jugoslawien: mittelere bis hohe Belastung in der Gegend um Belgrad und Zagreb, mittlere Belastung Küstengebiete und Süden.

Niederlande: mittlere Belastung im Süden um Eindhoven.

Norwegen: hohe Belastung in den Gebirgsregionen von Opland, Sör- und Nord - Trödelag, anschließendes Gebiet von Nordland, mittlere Belastung: restlichen Gebiete. Heidelbeeren, Moos, Pilze, Wildfrüchte.

Österreich: ist das am meisten betroffene Land in Westeuropa, hoch belastet sind Westkärnten, Gebiet um Linz, Gebiete Hauruck und Koberaußer Wald nordöstlich von Salzburg, südliche Steiermark. Waldhonig.

Polen: hohe Belastung im Gebiet zwischen Krakau und der hohen Tatra im Südosten, Grenzgebiet zur UdSSR.

Rumänien: hohe Belastung in den Karpaten und Poiana Brasov.

Schweden: hohe Belastung in Mittel- und Ostschweden, mittlere Belastung in Südschweden, Schären, Gebiete um Stockholm. Mittlere bis geringe Belastung in den Gebieten nördlich des Polarkreises. Rentierfleisch, Elchfleisch, Wildbeeren, Pilze, Fisch

Schweiz: mittlere Belastung um Lugano und im Bereich des Länderecks.

Sowjetunion: Hohe Belastung in Weißrußland, in der Ukraine (50.000 Bq/m2), mittlere Belastung in den restlichen Gebieten. Milch aus Kiew (31.10.89) 21 Bq.

Tschechoslowakei: hohe Belastung in den Gebieten um Bratislava, Ostrava, südlich von Prag (30.000 bis 100.000 Bq/m2)

Türkei: hohe Belastung in der Nordtürkei und Schwarzmeerküste, sonst mittlere Belastung. Schwarzer Tee!, Trakana, Haselnüsse, Feigen, Kräuter.

Ungarn: hohe Belastung südlich von Budapest, Gyöngyös, Szegad.

Quelle: Eltern für unbelastete Nahrung e.V., Strahlentelex Berlin, Restrisiko Wiesbaden.