Buren gehen in den Untergrund

Geheime rechtsradikale Kommandos schießen in Südafrika wie Pilze aus dem Boden / Vermehrt politische Anschläge / „Es ist besser glorreich zu sterben, als in Demütigung zu leben“  ■  Aus Johannesburg Hans Brandt

In Südafrika formiert sich zunehmend der Widerstand der Ultrarechten gegen die Reformen der Apartheid unter Präsident Frederick de Klerk. In weniger als vier Wochen sind vier Angriffe verübt worden, darunter Bombenanschläge auf Büros der Bergarbeitergewerkschaft NUM und der regierenden Nationalen Partei (NP) am Wochenende. Und vergangene Woche wurden weitreichende Attentatspläne aufgedeckt - auch Nelson Mandela, Vizepräsident des ANC sollte umgebracht werden.

Zentrale Figur der Terrorkampagne ist zur Zeit Piet Rudolph, stellvertretender Führer der rechtsextremen „Burenstaat-Partei“ (BSP). Rudolph befindet sich auf der Flucht, seit er und seine Anhänger im April Dutzende moderner Waffen aus dem Luftwaffenhauptquartier in Pretoria stahlen. Letzte Woche schickte Rudolph eine Videoaufzeichnung an eine Johannesburger Tageszeitung und einen Radiosender. Da erscheint er flankiert von vermummten Anhängern - mit von der Luftwaffe erbeuteten Waffen im Arm und ruft die Buren zum Kampf gegen die Regierung de Klerk auf. „Wir brauchen nur 500 entschlossene Buren, die bereit sind, ihr Leben auf den Altar dieses Ideals zu legen“, sagt Rudoplh. „Es ist besser, glorreich zu sterben als in Demütigung zu leben.“

Während Rudolph im Untergrund lebt, organisiert seine Partei in aller öffentlichkeit Unterstützung für ihn. Der Vorsitzende der Partei, Robert van Tonder, kündigte am Sonntag die Bildung einer Allianz mit der extremistischen „Widerstandsbewegung der Buren“ (BWB) an. „Die BSP wird die politische Führung haben, die BWB organisiert die Burenarmee“, sagten van Tonder und sein BWB-Kollege Andrew Ford in einer Erklärung. Auch die Gründung eines Fonds zur Unterstützung der Familien von „Buren, die vor der de Klerk -Mandela-Regierung flüchten müssen“, kündigten Van Tonder und Ford an. Und sie verurteilten die Konservative Partei (CP), die sich zumindest, auch wenn sie die Apartheid -Politik verteidigt, von Rudolphs bewaffneter Militanz distanziert hat. Die CP benutze Burensymbole, um Stimmen zu gewinnen, kehre aber den „Freiheitskämpfern der Buren“ den Rücken.

Verschiedene extremistische Organisationen haben schon im ganzen Land eigene, geheime „Burenkommandos“ gegründet. Für die „Widerstandsbewegung der Afrikaaner“ (AWB) hat Heinrich Beissner (77), ehemaliger SS-Offizier, die Führung übernommen. Zwar sind diese Gruppen untereinander oft zerstritten - die BWB enstand beispielsweise als Abspaltung der AWB - dennoch können Abgetauchte wie Rudolph sich auf dieses Netz von Sympathisanten verlassen. Trotz eines Kopfgeldes von 50.000 Rand (etwa 31.000 DM) konnte er der Polizei bisher entkommen.

Das mag auch damit zu tun haben, daß es zahlreiche Anhänger der Ultrarechten in Polizei und Militär gibt. Van Tonder glaubt, daß das Kopfgeld nicht helfen wird: „De Klerk wird als größter Verräter des Volkes in die Geschichte eingehen.“