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Die Gurke des Tages: Torpfosten

DIE

Torpfosten

Es tanzt der Brasilianer. Er scheitert am Gestänge. Erst Pfosten, dann Latte, dann Pfostenlatteneck. Es spielt der Zentral-Iberer besser als allemal zuvor. Er scheitert. Am Pfosten. Und dann am Pfosten. Es brilliert der Belgier. Auch hier endet die Hoffnung am Aluminium. Erst Pfosten, dann verfehlt Scifo mit dem bislang kunstfertigsten Schuß der WM das Tor um Frittenbreite. Pfosten.

Einst waren sie naturbelassen aus Holz und spielten Schicksal - die eckige Latten-Kante von Wembley '66 verhinderte ein korrektes Tor, dann krachte eines zusammen: Bökelberg 71. Doch so konzertiert unfair wie bei dieser WM haben die Torränder noch nie agiert. Immer - siehe oben: Brasil, Espana, Belgique - scheiden die Besseren aus, wenn sie aufs Alu um die Hütt'n zielten. Die Pfosten - seit gerundet gurkenförmig - machen Gurkentruppen wie Argentinien, Jugoslawien, England zu Weiterkömmlingen. Ungerecht! Gemein!!!

Erklärungen - Bestechung? (Ver-) Schiebung? Argentinische Schiedsrichterschuld? - haben wir nicht. Aber wir wissen: Dem Deutschen wird das nie passieren. Stimmt nicht? Klinsmanns Kracher gegen Holland, und doch weiter? Falsch. Die Deutschen waren ja nicht besser. Und: Die Deutschen wissen fußball-philosophisch seit jeher besser mit den Ziel aller Kickerwünsche umzugehen. „Der nächste Schuß ist immer der schwerste“ (Herberger). „Das Tor ist immer in der Mitte“ (Derwall). „Ihre lange Erfolgslatte“ (Stanjek zu Lattek). „Treffmermal“ (Kaiser Franz). Alle wissen: Von der Querlatte ist kein Entgegenkommen zu erwarten. So vordergründig sie da rumliegt, so hinterhältig ist sie.

-müll

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