Argentiniens Telefon wird nun aufgeteilt

■ Eine spanische und eine US-Firma kaufen das Staatsunternehmen ENTel

Berlin (dpa/taz) - Die erste Privatisierung eines staatlichen Unternehmens durch die peronistische Regierung in Argentinien steht unmittelbar bevor. Die Telefongesellschaft ENTel wird an zwei ausländische Unternehmen verscherbelt: an die spanische Telefonica und das US-Unternehmen Bell Atlantic. Ob daran auch die argentinischen TelefonbenutzerInnen ihre Freude haben werden, bleibt abzuwarten. Um den Verkauf zu ermöglichen, wird Argentinien nämlich in zwei Telefonzonen aufgeteilt: die Telefonica bekommt den Süden, die US-Firma den Norden des Landes. Jeder der beiden Konzerne bekommt eine Hälfte der Hauptstadt Buenos Aires.

Bei der internationalen Ausschreibung haben die beiden Firmen die höchsten Angebote abgegeben. Für 60 Prozent von ENTel bot die Telefonica 214 Mio. Dollar sowie den Erwerb von argentinischen Schuldtiteln im Nominalwert von 4,03 Mrd. Dollar. Außerdem will sie knapp eine Milliarde Dollar an aufgelaufenen Zinsen übernehmen. Bell Atlantic liegt mit seiner Offerte etwa auf gleicher Höhe. Der Verkauf der Telefongesellschaft bringt dem mit 65 Mrd. Dollar im Ausland verschuldeten Land somit in erster Linie eine gewisse Reduzierung seiner Auslandsschulden. Für die Käufer von ENTel ist diese Art der Privatisierung ein hervorragendes Geschäft. Sie können den Löwenanteil des Kaufpreises mit argentinischen Wechseln bezahlen, die auf dem „Secondhand -Markt“ heute zu zehn Prozent ihres Nominalwertes gehandelt werden. Die Schuldverschreibungen im Wert von 4 Mrd. kosten die Telefonica also nur etwa 400 Mio. Dollar.

Von den ausländischen Gläubigern wird diese Verknüpfung von Privatisierung und Schuldenreduzierung als Königsweg für die Schuldnerländer gepriesen: Sie könnten damit ihre Schulden reduzieren und den Staatshaushalt von den defizitären Staatsbetrieben befreien. Im Fall von ENTel mußte die Regierung den Käufern jedoch einen garantierten Jahresgewinn von 16 Prozent anbieten; die Käufer werden nicht verpflichtet, das Netz zu modernisieren. Bleibt die Telefongesellschaft defizitär, dann muß die argentinische Regierung den garantierten Gewinn aus der Staatskasse bezahlen.

Bis Ende letzten Jahres galt Siemens als Hauptinteressent für den Kauf von ENTel. Das bundesdeutsche Unternehmen ist seit langem der wichtigste Lieferant von Telefonapparaten und Zentralen. Siemens war jedoch schon bei der Ausschreibung aus dem Rennen, weil als Käufer nur eine Firma akzeptiert wurde, die selbst Telefonnetze betreibt und nicht nur zuliefert. Damit wurde verhindert, daß die bisherigen Lieferanten das Unternehmen nach ihren Interessen ausschlachten. Was die Zukunft ENTels betrifft, ist nur eines sicher: ein großer Teil der 46.000 Angestellten wird entlassen werden.

si