: Zweisprachiger Unterricht
■ betr.: "Das Wort Arabisch hat einen neuen Klang" (Eine Grunschule in Paris führt zweisprachigen Unterricht für alle Kinder ein), taz vom 19.6.90
betr.: „Das Wort Arabisch hat einen neuen Klang“ (Eine Grundschule in Paris führt zweisprachigen Unterricht für alle Kinder ein), taz vom 19.6.90
Interessant, dachte ich, als ich den Titel und Untertitel über zweisprachigen Unterricht las und war begierig, mehr zu erfahren. Der Inhalt ließ sich allerdings weniger interessant an, denn stichhaltige Informationen über die Besonderheiten, Ziele und Probleme von zweisprachigem Unterricht allgemein und dieser Schule in der Rue de Tanger 41 „am Ende einer etwas trostlosen Straße“ in der Nähe von „zwei scheußlichen Sozialbauten und einem riesigen Polizeigebäude“ im besonderen, waren weniger zu erfahren.
Welchen Nationalitäten gehören die Schulkinder an (blond und blauäugig muß nicht immer französisch sein!), wie sind ihre soziokulturellen Bedingungen zum Beispiel in bezug auf die AusländerInnenproblematik, und warum hat sich gerade der „bärtige Schuldirektor, der ein wenig wie ein freundlicher Schäfer aus der Ardeche wirkt“, für eine neue Form des Unterrichts, das heißt „Schwächen in Stärken verwandeln“ (pädagogisch sehr wertvoll und aufschlußreich!) entschieden? Durch diese Bemerkung wird natürlich besonders klar, warum das „integrierte Schulsystem“ (ein jede/r kennt's!) gescheitert ist, und welche Konsequenzen und Anknüpfungspunkte sich daraus für eine Neugestaltung des pädagogischen Konzepts ergeben, oder etwa nicht?
Mir scheint, daß der Autor des Artikels von einer Atmosphäre geblendet war, die eifrige und erwartungsvolle Schulkinder und in Dschellabas gehüllte Mütter versprühten und sich dabei wehmütig an vergangene Urlaube, „damals mit dem Anders-Reisen-Führer in Algerien...“, erinnerte. Aber eines schönen Tages sind wir sowieso alle eine große Familie!
Maike Harnack, Würzburg
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen