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Carlos an der Donau

■ Operierte die Carlos-Gruppe von Ungarn aus oder erholte sie sich dort nur vom „revolutionären Kampf“?

Budapest (dpa/taz) - Der international operierende Terrorist „Carlos“ genoß mit seiner Gruppe Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre die Gastfreundschaft der damaligen ungarischen Partei und Staatsführung. Der heutige Innenminister Horvath präsentierte auf einer Pressekonferenz am Mittwoch einen Brief von Carlos vom 2. 4. 1980 an den „teuren Genossen Janos Kadar“, in dem es heißt: „Im Gefühl der Vorteile an Sicherheit, die uns vom sozialistischen Ungarn gewährt werden, kämpfen wir nun seit einem Jahr um die Erreichung unserer revolutionären Ziele. Von unserer Basis in Ungarn aus haben wir unsere internationalen Verbindungen und Kontakte mit den revolutionären Bewegungen aller Staaten ohne Behinderung durch die ungarischen Behörden entwickelt.“ Horvath verlas ein weiteres Dokument, in dem der damaligen Innenminster Benkei den ZK-Sekretär Korom über das Auftauchen der Carlos - Gruppe in Ungarn informierte. Nach Horvaths Meinung war die oberste Partei und Staatsführung über den Besuch informiert.

Der Innenminister nimmt an, daß die Carlos-Gruppe Ungarn nur als Erholungs- und Trainingszentrum benutzte. Es wurde aber erneut der vielfach dementierte Verdacht laut, daß Carlos von Budapest aus den blutigen Anschlag auf die Wiener Synagoge im August 1981 organisiert haben könnte.

Carlos, zu dessen berüchtigten Aktionen den Überfall auf die OPEC-Konferenz in Wien gehört hatte, soll seit 1984 für den libyschen Geheimdienst gearbeitet haben und zwei Jahre später von seinem Arbeitgeber ermordet worden sein.

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