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Zu lang, zu unattraktiv?

Wieso es trotz Blockaufweichung etc. noch keine ostwestübergreifende Christopher-Street-Day-Demo gibt / Nicht durch unbewohntes Gebiet  ■ I N T E R V I E W

Obwohl die Mauer längst gefallen ist, wird es in diesem Jahr noch keine grenzüberschreitende Christopher-Street-Day-Demo in Berlin geben. Die taz fragte bei dem Westberliner Hartmut Schönknecht vom CSD-Vorbereitungskomitee nach.

taz: Wäre es nicht angebracht gewesen, mit einem Ost-West -Marsch auch auf den Straßen Ost-Berlins präsent zu sein, schon allein wegen der zunehmenden Überfälle dort auf Schwule, ihre Treffs und Lokale?

Schönknecht: Wir haben das lange Zeit diskutiert, von West nach Ost oder andersherum zu gehen. Doch wir haben festgestellt, daß der Weg zu lang ist. Beispielsweise vom Alex bis zur Gedächtniskirche, das ist zu weit, das sind vier bis fünf Kilometer. Außerdem würde eine solche Strecke durch unbewohntes und unattraktives Gebiet führen, wo einen kaum jemand sieht. Die Leute im Osten haben zudem damit argumentiert, daß in Ost-Berlin schon Demos mit 100.000 oder mehr Leuten gelaufen sind, da würde eine Demonstration mit 5 - bis 8.000 Schwulen und Lesben gar nicht mehr ins Gewicht fallen. Außerdem wollten sie erst einmal Erfahrung gewinnen und „unsere“ CSD-Demo erst mal mitmachen. Von den Lesben wurde gesagt, daß für sie die Wiedervereinigung noch nicht ansteht, das war im Februar/März. Außerdem war auch unklar, welche Grenzformalitäten für ausländische TeilnehmerInnen bestehen würden.

Die Feten sollen dann aber gemischt laufen.

Wir feiern ja zum ersten Mal in beiden Teilen der Stadt. Sie sollen gemischt sein, OstlerInnen feiern im Westen und WestlerInnen im Osten. Aber ein bißchen problematisch ist es natürlich mit dem Westgeld. Deshalb haben wir für die Westfete auch einen ermäßigten Vorverkaufspreis in Ostmark gemacht, obwohl das schwierig für uns wird mit der Währungsreform.

Gibt es noch andere große Demos in der DDR?

Soweit ich weiß, ist die Demo in Leipzig abgesagt worden. In Halle wird es eine Feier geben, ebenso in Weimar, dort soll auch demonstriert werden.

Interview: kotte

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