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Atomkonzern setzt Ost-Berlin unter Strom

■ PreussenElektra schluckt Stromversorgung in Ost-Berlin, Potsdam und Frankfurt a.d. Oder / Auch die Bewag ist beteiligt / Magistrat weiß von nichts

Ost-Berlin. Seine Pläne, die städtische Energiewirtschaft in eigener Regie und mit ökologischen Vorzeichen zu betreiben, kann der Ostberliner Magistrat vergessen. Aller Voraussicht nach werden die Energiekombinate von Ost-Berlin sowie der Bezirke Potsdam und Frankfurt/Oder komplett in die Hände des Hannoveraner Energiekonzerns PreussenElektra fallen. Das geht aus dem - der taz vorliegenden - Übernahmevertrag hervor, den DDR-Umweltminister Steinberg (CDU) mit den drei Konzernen PreussenElektra, RWE und Bayernwerk schließen will.

Danach übernehmen die drei Unternehmen mit je 50 Prozent und einer weiteren Aktie jeweils die Mehrheit an sämtlichen 15 Energiekombinaten der DDR. Ihre Claims haben die Konzerne längst abgesteckt: Nach „Anlage 1“ des Vertrags darf das Essener RWE die drei sächsischen Kombinate sowie das von Cottbus übernehmen. Dem Bayernwerk wird die Kontrolle über Thüringens Strom übergeben. PreussenElektra, größter Atomstromer der Bundesrepublik, bekommt als dritter im Bunde den Löwenanteil. Neben dem Energiekombinat des Bezirks Halle, das die Hannoveraner zusammen mit dem Bayernwerk aufkaufen wollen, fallen an sie Magdeburg, ganz Mecklenburg sowie Berlin plus Umland.

Für das Energiekombinat Berlin (EKB) vermerkt der Vertrag eine Sonderregelung: Hier soll die Übernahme „unter Beteiligung“ des Westberliner Energieversorgungsunternehmens Bewag laufen. Die beiden Unternehmen sind ohnehin eng verbunden: Die PreussenElektra hält zehn Prozent der Bewag -Aktien, beide Gesellschaften bauen gemeinsam an der Stromtrasse zwischen Helmstedt und West-Berlin. „Wir waren bei den Gesprächen dabei“, bestätigte gestern Bewag -Vorstandssprecher Tegethoff.

Dem Magistrat wird das allerdings kaum größeren Einfluß auf das städtische Energiekombinat sichern: Obwohl die Bewag mit mehr als 50 Prozent im Besitz des Senats von West-Berlin ist, hatte dieser stets Schwierigkeiten, sich gegenüber dem als Aktiengesellschaft organisierten Energieunternehmen durchzusetzen. Der Magistrat wollte deshalb das EKB von vornherein als Eigenbetrieb übernehmen - doch nun steht er vermutlich schlechter da als der Senat, der immerhin noch die Aktienmehrheit an der Bewag hält.

Bisher hatte der Magistrat gehofft, das EKB werde bei Steinbergs Ausverkauf verschont. Der Magistrat wurde über die Übernahmepläne offensichtlich nicht informiert. Einzige Ausnahme ist offenbar der für Energiefragen zuständige Wirtschaftsstadtrat Pieroth (CDU). Er verweigerte gestern jede Stellungnahme. Pieroths Begründung: „Die Verhandlungen laufen.“

Hans-Martin Tillack

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