piwik no script img

betr.: Prince

Er ist alles: Sexsymbol, angehimmelter Star, klischeehaftes Abziehbild, intelligenter Songschreiber - ein Revolutionär in der Popmusik der achtziger Jahre. Auch wenn die Kritiker anläßlich seiner jüngsten Tournee unkten, Prince stecke offensichtlich in einer Identitätskrise. Auf der Höhe seines Ruhms angekommen, fiele ihm jetzt nichts Neues mehr ein. Schon die „Badman„-LP zeigte Schwächen und nun würde er die alten Erfolgsnummern nur noch remixen. Alles Quatsch. Unser Musikkritiker Thierry Chervel bemerkte zum Konzert in der Berliner Waldbühne ganz richtig, daß Prince schon immer mit den Erwartungen seines Publikums gespielt hat: „Prince hat das Medium immer in sein Konzept mit hineingenommen. Auch live ist er der einzige Musiker, der unverschämt genug ist, erst einmal vorzuzeigen, daß das 'Live am Live‘ eine Fiktion ist. Viel zu kompliziert und aufwendig ist die Maschinerie, als daß sie noch einen Funken Spontanität zuließe, die Musiker sind Marionetten einer fernen Regie am Mischpult. Prince spielt damit, und das heißt bis zu einem gewissen Grad, daß er da nicht mitspielt. Bei ihm liegen die Konventionen als Konventionen bloß, er zitiert und kombiniert sie, aber sozusagen falsch und schräg.“

Mit dem Scheinbaren spielte Prince auch auf seiner letzten Tour „Sign O‘ The Time“. Red-Light-District: ein Pappmache -Montmatre, die Leuchtreklame vom Moulin Rouge und zwei Neonschilder mit den Worten „Love“ und „Sex“ blinken auf der Bühne. Seine Songs und seine Hüften kreisen um diese Begriffe. Das Outfit: natürlich sexy, raffinierte Hosen mit tiefen Einblicken, Plateauabsätze. Kein Mann, und selten eine Frau, hat sich je so perfekt und sinnlich auf diesen schwindelerregenden Hacken bewegt wie er. Parallel zur Tour entstand der gleichnamige Film, ein vergleichsweise schnörkelloses Musikvideo in abendfüllender Länge, das sich auf das konzentriert, was Prince beherrscht: die Show. Besser noch als im Live-Konzert kommen kleine Details zur Geltung, Gesichter, Gesten. Und natürlich laszive Körperlichkeit, die zu rythmischer Bewegung zwingt. Also dann, alle Prince-Fans: Videorecorder programmieren, Fernsehsessel weg und zwei Stunden bei voller Lautstärke mitrocken.

Prince - Sign O‘ The Time, Sonntag, 17.10 Uhr, DFF 1

Foto aus: 'The Rolling Stone‘

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen