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Lesetips für Reisewillige

■ Ulli Kulkes Tips für einführende und allgemein zugängliche Südsee-Reiseführer

ie Nummer 1 und sicher der preiswerteste unter den allgemeinen Südsee-Reiseführern ist das Südsee-Handbuch (Gisela E. Walther Verlag, Bremen). Er kommt alle paar Jahre aktualisiert heraus. Es handelt sich dabei um die Übersetzung des South Pacific Handbook von David Stanley (nicht zu verwechseln mit dem „South Seas Handbook“). Die eng beschriebenen 666 Seiten lassen es auch bisweilen verschmerzen, wenn die Reiseromane samt Koffer eine Woche später mit dem Flugzeug ankommen. Man findet immer Neues und Interessantes. Bei einigen, auch kleinsten Inseln geht die Liebe zum Detail bisweilen bis zur Wiedergabe der Speisekarte von Stanleys Lieblingsrestaurants. Stanley schwärmt deutlich lesbar von den Plätzen, auf denen der Tourismus in kleinerem Maßstab betrieben wird. Achtung: Das Südsee-Handbuch umfaßt nicht die Region Mikronesien. Wer dort hinfährt muß sich das - nicht ganz so engagiert geschriebene - Mikronesien-Handbuch kaufen (im selben Verlag erschienen, ebenfalls das beste deutschsprachige Buch).

Etwas billiger und ebenfalls etwas weniger engagiert geschrieben ist der Mai's Weltführer Südsee aus dem Mai -Verlag. Handlicher als das Südsee-Handbuch und auf die wichtigsten Informationen beschränkt - dabei aber zuverlässig - ist auch er durchaus sein Geld wert.

Unakzeptabel ist das Buch Südsee - Travel Infos 9, Buchvertrieb Schättler, Hattorf. Höchstens interessant für jene, die mit einem ganzen Bücherschrank verreisen, weil auch er ein paar Infos hat - allerdings wenige - die nicht in den anderen Büchern stehen. Insgesamt aber dürftig und für sich allein unnütz. Vor allem die Karten a la Kartoffeldruck sind eher zum Lachen.

Vor Ort kann man für viele Inseln noch den jeweiligen englischsprachigen Survival Kit, Verlag Lonely Planet kaufen (beispielsweise für Fidschi, Mikronesien, Polynesien, Cook Islands, Solomon Islands). Cirka 100 Seiten, sehr aktuell und zuverlässig informativ.

Ebenfalls von vielen Inseln (Fidschi, Tahiti, Cook usw.) gibt es den etwas amüsant als Reisebegleitlektüre geschriebenen Führer How to get lost and found in... von John und Bobby McDermott. Viel Lesestoff bietet es demjenigen, der darüber hinwegsieht, daß das Ganze etwas chauvihaft von John geschrieben wurde. Die beiden kennen sich aus in der Südsee und haben mit vielen wichtigen Leuten geredet.

Keiner indes weiß Geschichten über die Südsee so spannend zu schreiben wie Hans-Otto Meißner. Ob es über die Nachfahren der Meuterer der Bounty auf Pitcairn geht und die Schriften über diesen Kriminalfall der Südsee in den Archiven der britischen Admiralität, um die wahre Robinsoninsel oder um Yap, dessen Mühlsteingeld, und die letzten Überbleibsel selbsternannter Könige dieser mikronesischen Insel aus dem letzten Jahrhundert: Inseln der Südsee - Sieben Reisen ins Paradies, Bertelsmann-Verlag, ist absolut spannend. Genauso spannend übrigens Meißners Buch über eine französische Südsee-Expedition des 18. Jahrhunderts: Die verschollenen Schiffe des Laperouse aus dem selben Verlag. Heinz Kruparz‘ Südseetraum und Wirklichkeit - Zeitkritische Betrachtungen über eines der letzten Paradiese (Steiger Verlag, Berwang/Tirol) kommt dagegen über altbackene und hölzern geschriebene Allgemeinplätze kaum heraus, ebenso wie Südsee - eine Inselreise von Julius und Edith Overhoff (Pestel-Verlag) über Banalitäten hinaus (nach der Art: Dann verschliefen wir und verpaßten den Bus) nicht viel bietet.

Schade ist es dagegen, daß der Band 33 Mal Neuseeland und Polynesien, von Klaus Viedebandt (Reihe Piper, Panoramen der Welt, Piper Verlag München) in den meisten Buchläden vergriffen ist und offenbar nicht mehr aufgelegt wird. Hier wird anspruchsvolle, auch politökonomische Information geliefert - allerdings mit Schwerpunkt auf Neuseeland und weniger auf Polynesien.

Wer wissen will, wie es einem Pärchen erging, das auf eine einsame Insel (in den Tuamotus) zog, um dort ihr Einsiedlerdasein zu fristen, aber nach fünf Jahren wiederholter Taifune (hier Zyklone genannt), die hier eigentlich nur alle 25 Jahre auftauchen sollten, fluchtartig das Weite suchte, dem sei Paul Zumbiehl, Inselzauber und Zyklone, Pietsch-Verlag, Stuttgart, empfohlen. Wichtig auch für Segler wegen der allgemeinen Zyklonen-Informationen.

Erstklassige Fotos über die Südseeregion gibt es zu sehen in Michael Friedel, Inseln - Südsee, Pazifik, Indischer Ozean, Süddeutscher Verlag. Nebenbei beinhaltet es auch ein gutes Register über die Reiseliteratur.

Erfrischend gut und kritisch - was die Zeitgeschichte der Südsee angeht - ist das Buch des bundesdeutschen Weltumseglers Rollo Gebhard, Mein Pazifik (Ullstein -Verlag). Von der Rolle der Deutschen im Pazifik zu Beginn des Jahrhunderts bis zum Konflikt zwischen den Fidschis und den Indern heute ist alles lesenswert und nett aufgemacht. Es ist allerdings kein Buch für Segler, die Segel-Infos sind nur dürftig.

Das Beste zum Schluß: Wer interessiert ist an der Geschichte der Entdeckung der Südsee-Inseln vom 16. bis zum 19. Jahrhundert, der wird seine helle Freude haben am Time -Life-Buch, Die Entdeckung der Südsee-Inseln. Alte Karten und Landschaftsmalereien sind hier liebevoll wiedergegeben, Fische und Vögel der Region in zeitgenössischer Wiedergabe reproduziert. Der große Hit: Cooks Reiseschiff, die „Endeavour“, ist im Aufriß derart ansprechend dargestellt, daß man sich mit etwas Phantasie in die großen Reisen des Pazifik-Altmeisters des 18. Jahrhunderts hineinversetzen kann.

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