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Otto, der Herr der Dinge

■ Ungeschlagen tritt der Catchweltmeister ab

Die letzte Schlacht - oder wie die Österreicher zu sagen pflegen „The final war“ - ist geschlagen, und die Welt ist in Ordnung geblieben. Nach 20 Jahren, in denen er sich buchstäblich durchs Leben schlug, tritt Otto Wanz als ungeschlagener Catch-Weltmeister von den Brettern ab, die für seine Gegner bislang das Ende der Welt

bedeuteten. In seiner Heimatstadt Graz besiegte Big Otto am Samstag in seinem letzten WM-Kampf zum vierten und endgültigen Mal seinen größten Herausforderer der letzten Jahre, den auch in Bremen bekannten Amerikaner Bull Power.

30 Minuten dauerte das Spektakel, das drei Runden lang den besseren Anfang für den Amerikaner sah, das verdient glückliche Ende aber für den Österreicher. In der sechsten Runde beendete der Flug eines Handtuchs in die Ringmitte den bis dahin gleichen Kampf. Und während sich Otto mit mundartlich devastiertem, aber allgemeinverständlich gesprochen strahlendem Gesicht, seinen ohrenbetäubend jubelnden steierischen Fans präsentierte und sein Gegner sich mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Ringboden wälzte, legte der Ringsprecher programmgemäß „So ein Tag, so wunderschön wie heute“ auf den Plattenteller.

Sechs gutgewachsene Herrschaften schleppten die 167 Kilo des Amerikaners in den bereitstehenden Krankenwagen. Eine Knieverletzung hatte den Kampf und Bull Powers Traum vom Weltmeisterschaftsgürtel ein jähes Ende gesetzt. Der Abschluß dieser großen Feindschaft war dennoch versöhnlich. Mit einem freundschaftlichen Händedruck verabschiedeten sie sich eine Stunde später voneinander. Ein Wiedersehen wird es nicht geben. Auch für Bull Power war es ein letzter Kampf, nämlich in Europa.

Eine Einladung zu einem allerletzten Kampf in seiner Heimat Colorado lehnte Otto am Samstag ab. „Geh nach Hause Junge, und laß mich endlich alleine.“

K.S.

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