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Von der Öko-Baustelle in den Knast

■ Nach einer Polizeirazzia landeten elf ahnungslose Montage-Bauarbeiter aus Polen in Abschiebehaft / Arbeitgeber beging formalen Fehler / Behörde zeigt sich stur

Tiergarten. Auf Berlins ökologischster Baustelle, dem Tiergartener Ökohaus, rührt sich seit gestern nichts mehr. Im Zuge einer Razzia nahm die Polizei am Dienstag elf polnische Bauarbeiter fest und lieferte sie in der Abschiebehaft ab. Dort saßen die elf noch heute morgen ohne zu wissen warum und wie lange. Für die Ausländerbehörde ein klarer Fall von Schwarzarbeit; für Janos Merkel, einen der Bauherren, ein grobes Mißverständnis, gepaart mit Behördenstarrsinn. Denn die elf Männer sind bei einer polnischen Firma fest angestellt, die dem Ökohaus nicht nur notwendige Bauelemente, sondern auch gleich ihre Mitarbeiter zur Montage mitgeliefert hat. Das ist durchaus legal, nur hätte Merkel die Arbeiter bei der Ausländerbehörde registrieren lassen müssen. Der allerdings, von solchen Meldepflichten nichts ahnend, war erst einmal nur froh, eine ordentliche Baufirma und die dazugehörigen Arbeiter gefunden zu haben. Über die Konsequenzen seiner Unwissenheit sichtbar erschrocken, setzte Merkel gestern alle Hebel in Bewegung, um die elf Männer freizubekommen und die Montage wenigstens nachträglich durch die Ausländerbehörde absegnen zu lassen ohne Erfolg. „Die Bestimmungen sind nun mal so“, erklärte Werner Thronicker, Sprecher der Innenverwaltung. Zu befürchten ist nun, daß die Männer ausgewiesen werden. Schlimmer noch: Ihnen droht eine Ausweisungsverfügung, die ihnen die Wiedereinreise für mindestens ein Jahr unmöglich macht, und die Speicherung im Kölner Ausländerzentralregister. Rein formal, das weiß auch Merkel, ist die Ausländerbehörde im Recht, der vielzitierten deutsch -polnischen Zusammenarbeit dient es sicher nicht.

anb

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