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Albaner wollen Land verlassen

■ Allein bei der deutschen Botschaft in Tirana soll es zwei tote Flüchtlinge gegeben haben Versorgungsflugzeug darf weiterhin nicht landen, weil die Albaner die Landeerlaubnis nicht erteilen

Wien/Bonn/Budapest (afp) - Hunderte Menschen haben sich Donnerstag vormittag vor fast allen westlichen Botschaften in der albanischen Hauptstadt Tirana angestellt, um eine Einreisegenehmigung in ein anderes Land zu erhalten. Ein starkes Polzeiaufgebot war im Botschaftsviertel präsent. In der Schlange standen ausschließlich ältere Leute, die bereits Pässe und Ausreisevisa hatten. Die Missionen seien dem Ansturm nicht gewachsen, der reguläre diplomatische Dienst breche zusammen, hieß es in Botschaftskreisen. Westliche Diplomaten glauben dennoch, daß die albanische Regierung den festen Willen zeige, auf dem Weg der Reformen voranzuschreiten. Die Behörden seien interessiert, die Frage der Flüchtlinge so schnell wie möglich zu lösen.

Der Botschafter bestätigte, daß die Albaner einen Paß beantragen könnten. Jüngeren Bürgern jedoch werde der Paß verwehrt. Beweise hierfür gebe es allerdings kaum. Die Botschaftsflüchtlinge sagen: „Wir bekommen sowieso keinen Paß. Der bloße Antrag ist schon ein Risiko.“

In einer Botschaft sei ein albanischer Flüchtling, der angebe, zwei Monate auf einen Paß gewartet zu haben und der von den Behörden mit dem Kommentar abgewiesen worden sei, es seien „keine Unterlagen da“.

Mindestens zwei Albaner, die am Montag versucht haben, in die bundesdeutsche Botschaft in Tirana zu flüchten, sind getötet worden. Dies berichtete am Donnerstag ein Korrespondent der österreichischen Nachrichtenagentur 'apa‘, der sich zur Zeit als einziger westlicher Journalist in der albanischen Hauptstadt aufhält. Nach seinen Informationen ist ein Albaner inzwischen seinen Verletzungen erlegen, der bei dem Versuch, mit einem Lastwagen die Mauer der Bonner Vertretung zu durchbrechen, von albanischen Sicherheitskräften angeschossen worden war. Bei den anschließenden Auseinandersetzungen sei ein weiterer 27jähriger Albaner ums Leben gekommen. Dem Auswärtigen Amt in Bonn liegen keine Informationen über die Todesfälle vor.

Unterdessen versucht die Bundesregierung weiterhin, die Landeerlaubnis für eine Chartermaschine der Lufthansa zu bekommen, die Personal sowie Hilfsgüter für die Flüchtlinge in der deutschen Vertretung nach Tirana bringen soll. Die Maschine sollte zunächst am Mittwoch abend vom Flughafen Köln/Bonn starten, erhielt jedoch keine Landeerlaubnis von den albanischen Behörden.

Wie der 'apa'-Korrespondent weiter berichtete, wurden nach Angaben von Regimekritikern mindestens zwanzig Demonstranten und fünf Polizisten bei der Massenflucht und den Kundgebungen am Montag verletzt. Insgesamt sollen sich über 200 Personen in ausländische Botschaften der albanischen Hauptstadt geflüchtet haben. Radio Budapest meldete am Donnerstag, zwei weiteren albanischen Flüchtlingen sei es in der Nacht zum Donnerstag trotz starker Polizeipräsenz im Botschaftsviertel gelungen, Zuflucht in der ungarischen Botschaft in Tirana zu finden.

Unterdessen wurden am Morgen in der albanischen Hauptstadt die Verhandlungen über das Schicksal der albanischen Flüchtlinge fortgesetzt. UNO-Generalsekretär Perez de Cuellar, der vor kurzer Zeit Albanien besucht hat, hofft, daß die albanische Regierung eine rasche Lösung des Flüchtlingsproblems herbeiführen wird. Er habe „gewisse Maßnahmen“, die in Richtung Demokratisierung des Landes gingen, feststellen können. Entscheidend sei, daß Albanien die Bereitschaft zeige, die Menschenrechte zu achten.

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