: Frühschoppenschlicht, spätschoppensuperlativ
■ Die Musikszene in Bremen für die nächste Juli-Woche
Bekannterweise bieten die Sonntagvormittage sommers immer eine stattliche Reihe musikalischer FRÜHSCHOPPEN - im Prinzip nicht die schlechteste Methode, sich eines eventuell in der Samstagnacht erworbenen Grauschleiers zu entledigen. Aber leider nur im Prinzip. Denn die Angebote sind in der Regel von stupender Einförmigkeit. Aus unbekannten Gründen scheint Sonntagsmorgens nur zweierlei Musik geboten: Rock von vorgestern oder Jatz der traditionellsten Art.
So auch morgen in Lilienthal (Flower Street Jazzband, 11 Uhr) auf Bremens Waldbühne (Jazz Compass & Harold Smith, 11Uhr) oder im fernen Delmenhorst (Eastwood Ramblers, Zur Pultern, 11Uhr). Eine Ausnahme scheint vielleicht das Cafe Sand zu bieten: Take Three servieren hier „Swinging Jazz“, so gegen 16 Uhr. Unbedingt empfehlenswert dagegen die Veranstaltung um 12.15 Uhr im Überseemuseum. Im Rahmen einer Veranstaltungsreihe über Zimbabwe singt dort der Chor Tshotsholoza Lieder aus dem Südlichen Afrika, und auch das Konzert der Jugend-und Volksmusikschule im Fockemuseum (11.15Uhr) heißt vielversprechend: „Ein Stück wird Jazz“. Die wahren Freunde des Jazz warten vielleicht bis Achte und gehen dann, bevor's zu spät ist, noch einmal ins Haus Gerken in die Feldstraße, um das Joachim Raffel Trio zu hören.
Kollege J.F. will nur hin, weil sie so schön ist, Arnaud findet sie zu alt: Astrud Gilberto, schon lange nicht mehr das „Girl von Ipanema“, eher Große Dame gedämpfter Töne, kommt in Bremens Schauburg. Nur wann? Die Programmzeitschriften handeln zwei unterschiedliche Termine. Definitiv: Die Lady singt am Donnerstag, 12.7., um 23 Uhr. Tags zuvor, gleiche Stunde, ein weiterer großer Abend in der Schauburg. Archie Shepp, König unter den „post-Trane“ Tenorsaxophonisten, jenen also, die es nach John Coltrane noch wagten, zu diesem Instrument zu greifen, verspricht ein Jazzerlebnis der Superlative.
Mancher wird am Mittwoch vielleicht in eine Zwickmühle geraten, kommen doch auch „They Might be Giants“, Lieferanten lockerster Töne aus New York, an diesem Abend nach Bremen ins Modernes. Also, wenn es der Geldbeutel zuläßt: Um acht Uhr in die Neustadt, um elf in die Schauburg. Bleibt noch zu erwähnen, daß die „Romeos“, jenes oldenburgisch-bremische Trio mit dem Hang zu wildem Country, eine Platte gemacht haben. Ich kenne bisher nur die Single „Love in a cage“ oder ähnlich, und die plätschert reichlich bieder daher und erinnert mich an die alternative Schützenfestmusik von „M. Walking On The Water“.
ra
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