: Milchflut bedroht Bezirksverwaltung
KIRCHE
Entweder Pfarrer oder Minister
Berlin (dpa) - Pfarrer, die ein staatliches Amt übernehmen, müssen ihr Dienstverhältnis mit der evangelischen Kirche beenden. Die Konferenz der Evangelischen Kirchenleitungen in der DDR hat beschlossen, daß der Eintritt in den Staatsdienst zugleich einem Wechsel des Dienstherrn gleichkomme. Pfarrer, die Minister, Staatssekretär oder Oberbürgermeister würden, müßten daher ihre Entlassung bei der Kirche beantragen. Allein in der Regierung der DDR haben vier Pfarrer ein Ministeramt inne. Der Anteil der Pastoren, die in der DDR politische Funktionen übernahmen, schwankt je nach Landeskirche von 15 bis über 40 Prozent. In der Pommerschen Evangelischen Kirche hatten bei der Kommunalwahl am 6. Mai 42 Prozent aller Pfarrer ein politisches Mandat erhalten.
PROTESTE
Berlin (ap) - 10.000 Liter Milch sollen von Montag an täglich die Straße vor der Leipziger Bezirksverwaltung überfluten. Die Bauern wollen mit dieser Aktion dagegen protestieren, daß die Molkereien den Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) keine Milch mehr abnehmen. Nachdem die Milchpreise in der DDR durch die Einführung der Währungsunion und die Aufhebung der Importsteuer angestiegen sind, ist der Milchverbrauch der Bürger drastisch gesunken. Der LPG-Vorsitzende Ernst Liebers hat angedroht, die Milchflut, „die den Bauern und jedem verantwortungsbewußten Bürger in der Seele wehtut“, solange fließen zu lassen, bis die Regierung etwas gegen diese Mißwirtschaft unternähme.
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