: Fang Lizhi wirft USA doppelbödige Moral vor
Washington (afp) - Der chinesische Dissident und Astrophysiker Fang Lizhi hat den Vereinigten Staaten vorgeworfen, in der Frage der Menschenrechte zweierlei Maß anzulegen. Davon profitiere vor allem China, erklärte Fang in einem am Freitag ausgestrahlten Interview des amerikanischen Fernsehsenders NBC. Es sei „keine gute Idee“ von US-Präsident George Bush gewesen, nur kurze Zeit nach der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung in Peking seinen Nationalen Sicherheitsberater in die Volkrepublik zu entsenden. Fang und seine Frau, die sich seit dem Massaker auf dem Tian'anmen-Platz in der Nacht zum 4. Juni 1989 in der Pekinger US-Botschaft aufhielten, konnten erst vor rund zwei Wochen ausreisen und halten sich seitdem in London auf. Nach Ansicht des „chinesischen Sacharow“ betreibt die kommunistische Führung in Peking derzeit zwar die wirtschaftliche Öffnung des Landes, versucht aber gleichzeitig, „der weltweiten Tendenz zu mehr Demokratie und Freiheit“ zu widerstehen. Dennoch zeigte sich Fang zuversichtlich, daß auch in China noch vor Ende der 90er Jahre die demokratische Wende eintreten werde. „Die Welt wird immer kleiner, und die wechselseitigen Einflüsse werden immer stärker“, sagte Fang in dem NBC-Interview. Angesichts der Umwälzungen in Osteuropa könne sich auch sein Land langfristig demokratischen Reformen nicht mehr verschließen.
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