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Sturm auf die Geschäfte

■ Überhöhte Preise und Angebotslücken in DDR-Läden

Berlin (dpa) - Mit einem großen Andrang auf zahlreiche westdeutsche Geschäfte und Kaufhäuser haben Kunden aus der DDR am Wochenende auf die vielfach überhöhten Preise und Angebotslücken im eigenen Land reagiert. Doch auch in den Läden der DDR herrschte am ersten verkaufsoffenen Samstag nach der Währungsumstellung geschäftiges Treiben.

Erwartungsgemäß erlebte West-Berlin einen Rekordandrang von Käufern aus dem Umland. In einzelnen Stadtteilen brach der Verkehr um die Mittagszeit völlig zusammen, und leere Einkaufswagen waren Mangelware. Gut gingen Drogerie-Artikel, technische Geräte und Textilien. Bei Lebensmitteln kam es zu Hamsterkäufen. Angesichts der weiterbestehenden Versorgungsengpässe im DDR-Handel machten sich auch Tausende von Magdeburgern auf den Weg in die grenznahen Städte Niedersachsens. Vor Helmstedter Supermärkten standen DDR -Bürger in langen Reihen an. Einen solchen Andrang gab es nach Polizeiangaben selbst nach der Maueröffnung im November nicht. Familien deckten sich teilweise mit Lebensmitteln für zwei Wochen ein.

Einen Käuferansturm registrierten auch die dicht an der Grenze liegenden hessischen Städte Witzenhausen, Eschwege und Hünfeld. Vor allem preiswerte Lebensmittelhändler lockten Käufer aus den Osten an. Nach dem allgemeinen Eindruck der Geschäftswelt kauften die DDR-Kunden ausgesprochen preisbewußt.

Wegen der Preisentwicklung und Unfähigkeit des DDR-Handels, ein ausreichendes Warenangebot sicherzustellen, war Handelsministerin Sybille Reider (SPD) in der Volkskammersitzung am Freitag unter heftigen Beschuß geraten. Über fast alle Parteigrenzen hinweg hatte sie sich den Vorwurf der Konzeptlosigkeit gefallen lassen müssen. Auf Vorschlag von Ministerpräsident Lothar de Maiziere (CDU) beschloß das Parlament anschließend ein Gesetz zur Entflechtung des Handels in den Gemeinden. Bis zum 31. Juli sollen danach Grund und Boden, Gebäude und Anlagen der Handelsorganisation (HO), des Konsums sowie des Großhandels zu den jeweils günstigsten Angeboten ausgeschrieben werden. Die Treuhandanstalt soll bei den Verkäufen mitentscheiden.

Um die Angebotslage kurzfristig zu verbessern, darf die bundesdeutsche Aldi-Kette an den kommenden Wochenenden auf 25 ambulanten Märkten der DDR Billigwaren verkaufen. Außerdem wurden die Importkontingente für bestimmte Lebensmittel aus der BRD nach oben korrigiert. Als Ausweg aus der landwirtschaftlichen Überproduktion in der DDR wird der Export in die UdSSR gesehen. So sollen wöchentlich bis zu 60.000 Schweine gen Osten ausgeliefert werden.

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