: Hürde ist überwindbar
■ betr.: "Keine Chance für Kleinparteien", taz vom 5.7.90
betr.: „Keine Chance für Kleinparteien“, taz vom 5.7.90
Jetzt reicht's aber: Seit wann haben es die Grünen eigentlich nötig, darauf zu hoffen, daß sich ausgerechnet die CDU mit ihren Vorstellungen über die Modalitäten einer gesamtdeutschen Wahl durchsetzt? Es ist doch wohl allgemein bekannt, daß es die Grünen in der Bundesrepbulik ohne die Fünf-Prozent-Klausel (wie immer man diese ansonsten beurteilt) schon längst nicht mehr geben würde. Warum also, bitte schön, sollte es nicht auch einem breiten grün -alternativen Bündnis bei gesamtdeutschen Wahlen möglich sein, diese Hürde zu überspringen. Jetzt der CDU hinterherzuwinseln oder gar mit eigenen völlig realitätsfernen Vorschlägen (Eckhart Stratmann-Mertens) zum Wahlmodus aufzuwarten, ist absolut defensiv und zeugt lediglich von Panik. Statt dessen sollten sich die Damen und Herren der Grünen (Ost und West) gemeinsam mit dem Neuen Forum, der IFM und Demokratie Jetzt schnellstens an einen Tisch setzen und erst dann wieder aufstehen, wenn ein dauerhaftes Bündnis - oder beser noch ein Zusammenschluß beschlossene Sache ist. Basta!
Ulf Blanke, Göttingen/BRD
(...) Was haben Journalisten und Politiker im Mathematikunterricht getan? (...) Meines Wissens hat die BRD 60 Millionen Einwohner und die DDR 16 Millionen. Das Verhältnis ist also ungefähr 0,789 zu 0,211, oder anders ausgedrückt: 79 Prozent der Einwohner Großdeutschlands werden ehemalige Bundesbürger sein, 21 Prozent ehemaliger Bürger der DDR.
Folglich brauchen die bundesdeutschen Grünen etwa 6,4 Prozent (5,0 Prozent geteilt durch 0,789) der Stimmen in der Bundesrepublik, um ohne eine einzige Stimme aus der DDR fünf Prozent der gesamtdeutschen Stimmen zu erreichen. Wenn die Grünen in der DDR noch drei Prozent bekommen werden, wie Ihr es erwartet, dann brauchen die bundesdeutschen Grünen nur noch etwa 5,6 Prozent ((5,0 - 3,0 x 0,211) % geteilt durch 0,789), um bei einheitlichem Wahlgebiet ins Parlament zu kommen. Bei etwa 45 Millionen Wahlberechtigten in der BRD wären dies etwas weniger als Gysis „Milliönchen“. Ob dies realistisch ist, beurteile jedeR selbst.
Falls die angenommenen Einwohnerzahlen nicht genau sein sollten oder falls die Wahlbeteiligung in beiden Ländern unterschiedlich sein sollte, würden sich diese Zahlen geringfügig ändern, in welche Richtung auch immer.
Hermann van Scharrel, Hamburg/BRD
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen