: Gefährliche Affäre
■ Apartheidgegner Boesak legt Kirchenämter nieder
PORTRAIT
Johannesburg (taz) - Allan Boesak, einer von Südafrikas bekanntesten oppositionellen Geistlichen, hat am Sonntag in Kapstadt seinen Rücktritt von allen kirchlichen Ämtern angekündigt. Damit reagierte der farbige Präsident des reformierten Weltbundes auf Enthüllungen in Kapstädter Zeitungen, die ihm eine außereheliche Beziehung mit einer weißen TV-Produzentin vorwarfen. Auch Boesaks politische Karriere - er ist Schirmherr des Oppositionsbündnisses „Vereinigte Demokratische Front“ (UDF) - könnte nun beendet sein, obwohl Pressespekulationen von Boesaks zukünftiger politischer Laufbahn reden.
In einer kurzen Ansprache vor seiner Gemeinde bei Kapstadt sagte Boesak am Sonntag, daß die Ehe mit seiner Frau Dorothy, mit der er seit mehr als 20 Jahren verheiratet ist, schon vor einiger Zeit in die Brüche gegangen sei. Seine Freundschaft mit Elna Botha, einer ebenfalls verheirateten Angestellten des südafrikanischen Fernsehens, sei nicht der Grund für die geplante Trennung von seiner Frau. Boesak betonte jedoch, nichts „Unmoralisches“ getan zu haben. „Das ist einer der schwärzesten Tage in meinem Leben“, sagte der Geistliche vor seiner Gemeinde. Einige Gemeindemitglieder weinten, und Boesak selbst umarmte später in Tränen Leute, die sich persönlich von ihm verabschieden wollten. „Die Kirche ist sein Leben“, sagte Boesaks Kollege Dr.Johan Retief. „Jetzt hat er sie aufgegeben. Die Gemeinde ist schockiert und traurig, daß wir ihn verlieren werden.“
Boesak hatte schon 1985 eine ähnliche Krise überstanden, als ihm eine Beziehung mit einer Mitarbeiterin vorgeworfen wurde. Die Informationen waren jedoch von der Sicherheitspolizei verbreitet worden, so daß Boesak von der Kirche nicht unter Druck gesetzt wurde. Dennoch litt Boesaks Ansehen auch in Oppositionskreisen. In den letzten Monaten ist er immer weniger bei politischen Versammlungen aufgetreten. Mit dem Verlust seiner Basis in der Kirche wird er auch politisch an Gewicht verlieren.
Hans Brandt
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