: Arztpraxis im Eigenheim
Aus der Traum: Der Kaufvertrag für das billige Eigenheim ist ungültig. Egon Krenz muß zwar noch nicht sofort aus seinem Pankower Bungalow ausziehen, aber künftig wieder Miete bezahlen. Der Kaufpreis von 252.000 Ost-Mark wird ihm zurückerstattet. Was der letzte SED-Generalsekretär Krenz und andere Funktionäre im letzten Moment günstig erworben hatten, wird ihnen nicht mehr gegönnt. Die DDR-Regierung unter Lothar de Maiziere hat die Kaufverträge von Krenz und 77 anderen SED-Funktionären für ungültig erklärt. Der Verkauf der Häuser und Grundstücke an die Mieter war im Dezember von der Regierung Modrow beschlossen worden. Geheim natürlich. Die Regierung Modrow hatte mit der Erlaubnis, die Häuser zu verkaufen, gleich die Weisung gegeben, entsprechende Unterlagen zu vernichten. Darüber waren die DDR-Bürger erbost. Mit einem Flugblatt machte sich der Pankower Runde Tisch im Mai Luft: „Man macht aus Mitarbeitern Mieter und aus Mietern Eigentümer.“ Die SED, so war bekannt geworden, hat ihren Mitarbeitern nicht nur Immobilien in bester Lage, sondern auch Anstellungen und höhere Renten verschafft. Die Häuser sollen jetzt für gemeinnützige Einrichtungen genutzt werden: Im Krenz Bungalow soll eine Arztpraxis oder ein Kinderheim untergebracht werden.
Foto: Ann-Christin Jansson
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