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Streik endet mit Erfolg der Arbeiter

■ Nicaraguas Gewerkschafter unterzeichnen Abkommen mit der Regierung / 43prozentige Lohnerhöhung durchgesetzt / Keine Rückgabe von Ländereien an ehemalige Somoza-Anhänger

Von Ralf Leonhard

Managua/Berlin (taz) - Der Streik von über 100.000 Arbeitern, der Nicaragua an den Rand des Bürgerkriegs gebracht hatte, ist beigelegt. Donnerstag in den frühen Morgenstunden unterzeichneten die Gewerkschaftsführer und vier Minister der Regierung Chamorro ein Abkommen, das auf die wichtigsten Forderungen der Streikenden eingeht. Zwar konnte der Mindestlohn von 200 Dollar nicht durchgesetzt werden, doch bekommen alle Arbeiter und Angestellten eine 43prozentige Lohnerhöhung. Ab September sollen die Löhne zumindest teilweise in Gold-Cordobas gezahlt werden, der neuen Währung, die ab diesem Monat schrittweise eingeführt wird. Wer sich gestern wieder zur Arbeit einfand, wird Kündigungsschutz genießen. Das umstrittene Dekret 10-90, das die Rückgabe enteigneter Ländereien an ehemalige Somoza -Anhänger ermöglicht, soll nicht mehr angewandt werden. Gleichzeitig verpflichtete sich die Regierung zur Reaktivierung der Industrie, um Tausende von Arbeitsplätzen zu retten.

Einige von den 18 Punkten des Forderungskatalogs, den die Nationale Arbeiterfront (FNT) vorgelegt hatte, sind noch offen. Diese sollen von einer Kommission gelöst werden.

Nach blutigen Zusammenstößen zwischen Befürwortern und Gegnern des Streiks am Dienstag, begann sich die Situation am Mittwoch zu entspannen. Die FNT rief ihre Anhänger auf, die Barrikaden in den Straßen von Managua wieder abzubauen, um ein Klima der Verständigung zu schaffen. Gleichzeitig traf sich Ex-Präsident Daniel Ortega mit seiner Nachfolgerin Violeta Chamorro, um zu vermitteln. Wenig später rief die Staatschefin gemeinsam mit Verteidigungsminister Humberto Ortega und Polizeichef Rene Vivas alle Beteiligten zur Mäßigung auf. Unmittelbar darauf begannen die Verhandlungen mit den Arbeiterführern, die zur Beilegung des Ausstandes führten.

Die ArbeiterInnen hatten inzwischen gemeinsam mit der Polizei und der Armee alle Barrikaden entfernt. General Ortega unterstrich, das es Polizei und Armee, die von sandinistischen Offizieren befehligt werden, gelungen ist, ordnend einzugreifen, ohne einen Schuß abzufeuern. Damit konnten sie ihre stabilisierende Funktion bestätigen.

Der Hamburger Landesverband der Grünen, die Alternative Liste Berlin, das Informationsbüro Nicaragua in Wuppertal und eine Reihe weiterer Drittwelt- und Solidaritätsgruppen haben zur Solidarität mit den Streikenden aufgerufen und bitten um Spenden für den Streikfonds der Nationalen Arbeiterfront. Auch nach der Beilegung des Konfliktes wird Geld gebraucht, denn die Gruppen haben bereits 50.000 DM für die Streikenden vorgeschossen. Konto Nr. 976.738, Stadtsparkasse Wuppertal (BLZ 330 500 00).

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