: BND und 'FAZ‘ - eine Front
■ Wie eine Zeitung den BND gegen die PDS benutzt
Berlin (taz) - Gewöhnlich kann man der 'Frankfurter Allgemeinen Zeitung‘ ('FAZ‘) nicht unterstellen, sie sei ein Verlautbarungsorgan einer Partei - geschweige denn des Bundesnachrichtendienstes. Wenn es jedoch darum geht, die Kampffront gegen die PDS zu stärken, dann scheinen die „klugen Köpfe“ der 'FAZ‘ der westdeutschen Politiker -Krankheit „Blackout“ zu erliegen. So erschien in der gestrigen Ausgabe ein redaktioneller Beitrag zum Vermögen der DDR-Parteien, der ohne Quellenangabe fast ausnahmslos vom Bundesnachrichtendienst (BND) übernommen wurde.
Wie berichtet, handelt es sich um ein zusammengeschustertes Papier des Geheimdienstes, das keine neuen, geschweige denn erhellende Bemerkungen zu den in der Tat ungeklärten Finanzen der DDR-Parteien enthält (taz, 13.7.90). Hemmungslos klaubt und wörtlich übernimmt die 'FAZ‘ Textstellen aus dem BND-Dokument, ohne auch nur anzudeuten, wo sie gewildert hat. Offenbar des Lesens und Kürzens nicht ganz mächtig, werden Zahlen zusammengeflickt, die selbst für den BND nicht zusammengehören.
Warum leistet sich die 'FAZ‘ derartig dumm-dreiste Ausfälle? Sollte sie dem Bombardement des in Westdeutschland für seine stets fundierten Gedanken bekannten Bonner SPD -Hinterbänklers Horst Niggemeier erlegen sein? Seit Wochen schickt der Mann auch unserer Redaktion ein Telefax nach dem anderen über die „Falschspieler Gysi und Modrow“ sowie deren „Raubzüge quer durch die DDR“. Daran mag 'FAZ'-Autor Helmut Herles gedacht haben, als er seine Sorge formulierte und dabei den Abgeordneten zitierte: „Die PDS ('Partei der Schuldigen‘) versuche nun (...) soviel wie möglich von ihrem 'Raubgut‘ zu erhalten, sagt der SPD-Abgeordnete Horst Niggemeyer.“ Die falsche Schreibung des Namens bemerken angesichts der Bedeutung des Kreuzzugs nur Kleingeister oder handelt es sich um einen etwas kläglichen Versuch, die Fährte zu verwischen?
peb
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen