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30 Prozent der Betriebe im Bezirk Schwerin konkursgefährdet

Schwerin (dpa) - Rund 30 Prozent der Betriebe im Bezirk Schwerin sind konkursgefährdet. Nach Angaben der zuständigen Treuhandanstalt, der 300 Betriebe unterstehen, sind die betroffenen Betriebe nach ersten Prüfungen nicht mehr sanierungsfähig. Weitere 30 Prozent der Firmen seien unmittelbar nach der Währungsunion wettbewerbsfähig, rund 40 Prozent könnten mit Hilfe von Finanzspritzen, die durch die Treuhandanstalt verbürgt werden, saniert werden. Dies teilte der Leiter der Schweriner Treuhandanstalt, Axel Puls, auf einer Pressekonferenz mit. Die Schweriner Zahlen entsprechen den statistischen Untersuchungen für die gesamte DDR. Danach sind von 2.600 stichprobenartig geprüften Betrieben 34 Prozent wettbewerbsfähig. 27 Prozent arbeiteten derzeit mit Verlusten, die aber zwischenzeitlich überbrückt werden könnten, weitere 39 Prozent müßten den Konkurs befürchten. Hauptproblem der Treuhandanstalt sei bei der Vergabe von Liquiditätshilfen derzeit die Einschätzung der Betriebe. Aufgrund von noch nicht erstellten D-Mark -Eröffnungsbilanzen, Unklarheiten bei der Bewertung von Eigentum, Grund und Boden sowie Altlasten lägen „überhaupt keine Zahlen vor“.

Betriebe, die „gleich gut zugegriffen und hoch eingeschätzt haben, sind am besten gefahren“, sagte Puls. Behindert würde die zügige Umwandlung der Firmen nach der Währungsunion aber auch durch fehlende Zusatzbestimmungen im Treuhandgesetz. So wollten sich viele ehemalige volkseigene Betriebe in eigenständige Kleinbetriebe zersplittern. Vorgeschrieben sei aber eine Umwandlung in Aktiengesellschaften oder GmbH -Formen. Problematisch ist nach den Worten von Puls auch die Reprivatisierung von Betrieben, für die „stapelweise Anträge“ vorliegen. Auch hier sei in den meisten Fällen die Eigentumsfrage nicht geklärt. „Das ist das Aus für unsere Städte“ und führe beispielsweise dazu, daß Läden oder Gewerberäume nur kurzfristig vermietet werden können.

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