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Weltweit 50 Millionen Abtreibungen jährlich

Washington (ap/afp) - Weltweit werden einem jetzt veröffentlichten Bericht des US-amerikanischen Worldwatch -Instituts zufolge jährlich rund 50 Millionen Abtreibungen, davon mindestens die Hälfte illegal, vorgenommen. Und alle drei Minuten stirbt weltweit eine Frau an den Folgen der heimlichen Abtreibung. Auf jede dieser Frauen kommen 30 bis 40 weitere, die schwere gesundheitliche Folgeschäden erleiden. Die Studie des Worldwatch-Instituts, das von UNO -Organisationen und privaten Stiftungen finanziert wird, kommt denn auch zu dem Schluß, daß die Zahl der Abtreibungen durch restriktive Gesetze nicht verhindert wird. Im Gegenteil, so Jodi Jacobson, die Verfasserin: „Gesetze und Politik, die die Möglichkeiten, legal abzutreiben, stark einschränken, verringern keinesfalls die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche, statt dessen führen sie zum Tod der Frauen“ - meist in Ländern der Dritten Welt.

In einer Studie aus Indien, einem der bevölkerungsreichsten Länder der Welt, heißt es zum Beispiel, jährlich stürben rund 500.000 Frauen an Komplikationen, die nach illegal vorgenommenen Schwangerschaftsabbrüchen aufträten. In Indien sind von den geschätzten vier bis sechs Millionen Abtreibungen pro Jahr nur 388.000 legale, staatlich finanzierte Eingriffe. Der beste Weg zur Verminderung der Zahl der Abtreibungen und der damit verbundenen Todesfälle bestehe darin, Schwangerschaftsabbrüche zu einem legalen Bestandteil der Familienplanung zu machen, anstatt sie zu einem Verbrechen zu stempeln. Am schnellsten sei die Zahl der Abtreibungen in jenen Ländern gesunken, die Schwangerschaftsabbrüche zu einem legalen Teil der freiwilligen Familienplanung gemacht hätten. Als Beispiele wurden Dänemark, Frankreich, Island, Italien und die Niederlande angeführt. Abtreibungen stünden hier nach der Sterilisation der Frau sowie nach mechanischen und chemischen Verhütungsmitteln an vierter Stelle der Geburtenkontrolle. Doch selbst legale Abbrüche sind in einem Land wie Mexiko für Frauen nur unter großen Schwierigkeiten möglich. Sie kosten 215 Dollar, das ist der doppelte monatliche Mindestlohn.

In Ländern, in denen es aus religiösen Gründen, mangelnder Information oder aus Verhütungsmittelmangel keine Empfängnisverhütung gebe, ist Abtreibung die gebräuchlichste Form der Geburtenkontrolle. In der UdSSR stünden jährlich sieben Millionen Abbrüchen sechs Millionen Geburten gegenüber.

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