piwik no script img

Radio Bremen: (Ge)schön(t)e Aussichten

■ Media-Analyse: Aufwärts mit RB, abwärts mit ffn / ffn-Analyse: Genau umgekehrt

Rund zwei Drittel aller BremerInnen im postpubertären Alter hören täglich mindestens 15 Minuten lang wenigstens eins der vier Radio-Bremen-Programme. Macht in absouten Zahlen: Rund 375.000 Köpfe. Auch im niedersächsischen Umland erfreut sich Radio Bremen ziemlicher und sogar leicht steigender Beliebtheit: In Bremen und Niedersachsen zusammengenommen schaltet immerhin noch fast jede(r) zweite werktag-täglich auf RB. Mit diesen Erfolgsmeldungen konnte gestern RB -Programmdirektorin Carola Sommerey aufwarten.

Laut neuester Analyse des Einschalt-Quoten-Statistiker, die den Vorlieben der HörererInnen alljährlich durch 23.000 Interviews im ganzen Bundesgebiet auf die Hörgewohnheits -Schliche zu kommen versuchen, hat Radio Bremen gegenüber 1989 fast fünf Prozent aller BremerInnen als HörerInnen dazugewonnen (1990: 69,2 %, 1989: knapp 65 %). Hauptrenner der vier RB-Programme ist die Hansawelle mit dem einschaltquotenrekordträchigen Kaffeepott (58,8%), gefolgt von der RB-Jugendwelle IV (11,1%) dem Senioren-Programm III (3,6%) und dem Kultur-Kontrast- und Minderheitenprogramm II (1,4 %).

Nicht ohne unterschwelligen Stolz vermeldete Radio Bremens oberster Einschaltqoutenzähler, Werner Blinda, gestern auch den relativen Einbruch der Privatfunkkonkurrenz von Radio ffn in den Bremer Funker-Jagdgründen: In der neuen Media -Statistik rangiert ffn in Bremen mit mageren 12 Prozent nur noch hauchdünn vor RB IV.

Allein: Bei radio ffn mag man den Erfolgsbilanzen der öffentlich rechtlichen Anstalten nicht recht glauben und verweist auf eine eigene aktuelle Analyse durch das Forschungsinstitut Infratest. Die Infratester der Privatfunker wollen im Gegensatz zu den Media-Analytikern der Öffentlich-Rechtlichen zweifelsfrei herausgefunden haben: Mit Radio Bremen geht's ständig bergab. Beleg: Während 1989 stündlich noch 70.000 BremerInnen ein Radio -Bremen-Programm eingeschaltet hatten, sind es in diesem Jahr nur noch 60.000. Noch drastischer fällt der Vergleich bezogen auf ganz Norddeutschland aus: Von 280.000 (1989) HörerInnen hat RB Bremen im letzten Jahr 40.000 verloren. Im gleichen Zeitraum legte ffn im deutschen Norden von 390.000 auf 400.000 zu.

RB-Hauptabteilungsleiter Werner Blinda hat (getreu der Devise „Ich glaub nur der Statistik, die ich selbst gefälscht habe“) folgende Erklärung für die unterschiedlichen Ergebnisse: „Die Media-Analyse arbeitet mit seriösen Methoden und aussagekräftigem Datenmaterial. Dagegen ist die Infratest-Hörfunkanalyse das Ergebnis einer Zufallsbefragung und Kaffeesatzleserei.“

K.S.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen