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Ein Arbeitsplatz für Kuhns Liebste

■ AL-Staatssekretär unter Beschuß von CDU und eigenen Parteifreunden

West-Berlin. Wieder Wirbel um „Cola“ Kuhn: Der AL -Staatssekretär von Schulsenatorin Sibylle Volkholz ist einer disziplinarrechtlichen Maßnahme zwar entgangen, mußte sich aus dem eigenen Haus jedoch eine Mißbilligungsrüge einfangen. Der Grund: Kuhn hatte im September letzten Jahres eigenmächtig und ohne eine öffentliche Ausschreibung vorzunehmen einen zeitlich begrenzten Arbeitsvertrag im Aufgabengebiet „Bewegungserziehung während der Schulpausen“ abgeschlossen - ausgerechnet mit Cornelia F., seiner Freundin.

Die Konsequenzen müssen Kuhn, der gestern nur schriftlich zu dem Vorgang Stellung genommen hat, schon im November 1989 klargeworden sein: Er beantragte ein Disziplinarverfahren gegen sich selbst, das Arbeitsverhältnis seiner Freundin wurde vorzeitig aufgelöst. In der vergangenen Woche nun schloß man das Verfahren mit einem negativen Bescheid ab, „weil wir die Einleitung eines förmlichen Disziplinarverfahrens gegen Sie nicht für gerechtfertigt halten“. Unmißverständlich notiert die zuständige Abteilung der Senatsverwaltung: „Jedoch mißbilligen wir Ihr Verhalten.“

In seltener Einmütigkeit reagierten CDU und AL gestern auf diesen Vorgang. Während es sich für den Unionsabgeordneten Jürgen Adler um einen „drastischen Beweis des Versorgungsdenkens und der Ämterpatronage in der rot-grünen Koalition“ handelt, gab AL-Fraktionschefin Renate Künast sogar eine Erklärung mit dem Titel „Maßlosigkeit etablierter Politiker“ heraus. Auch durch die Ablehnung eines Disziplinarverfahrens werde „der große politische Fehler des Staatssekretärs Kuhn nicht geheilt“, kritisiert die AL -Politikerin Künast.

Kuhn bekommt somit zum ersten Mal öffentlich Gegenwind aus den eigenen Reihen. Zuletzt hatten es Sportfunktionäre und Koalitionspartner SPD auf ihn abgesehen und veranlaßten, daß Kuhn die Zuständigkeit für die Olympia-Planungen abgenommen wurde.

ak

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