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Heute: Grüne in Ost und West

Bedeutet der Fall der Mauer und das Ende des Pseudo -Sozialismus auch das Aus für die grüne Idee? Oder läuten die Revolutionen in Mittelosteuropa den Siegeszug der grünen Bewegung in ganz Europa erst ein? Nach den überraschenden Ereignissen im letzten Jahr ist es schwer vorauszusagen, wohin sich das politische Pendel wenden wird. Den Ausschlag werden zuallererst die Grünen selbst bestimmen: Vieles wird davon abhängen, wie sie auf die ungewohnte Europäisierung der Politik (auch der grünen) reagieren. Noch stehen vielfach grüner Provinzialismus und unterschiedliche politische Traditionen der Zusammenarbeit aus Ost und West im Wege. Anfänge sind jedoch gemacht: Die 1984 gegründete Grüne Europäische Koordination, an der 22 grüne Parteien hauptsächlich aus Westeuropa beteiligt sind und die bislang ein Schattendasein führte, könnte den Diskurs stärker organisieren. Ebenso das „Grüne Europäische Parlament“, das Anfang Juli zum ersten Mal zusammentrat und von nun an jedes Jahr tagen möchte. Die Chance, gemeinsam zu definieren, was im Nachkriegseuropa unter grüner Politik überhaupt zu verstehen ist, birgt allerdings auch Gefahren. Schließlich verstecken sich hinter dem europäischen Grün vielfältige Polit-Schattierungen. Doch trotz der Schwierigkeiten, eine gemeinsame Identität zu finden: Es führt kein Weg daran vorbei. Wenn aber dieser Selbstfindungsprozeß weiterhin zur Selbstzerfleischung verkommt - beliebt vor allem bei der deutschen Umweltpartei und in der grünen Fraktion des Europaparlaments -, wer könnte dann verhindern, daß die grüne Idee das gleiche Schicksal ereilt wie der verhinderte Sozialismus.

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