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Weizsäcker trifft Waldheim

■ Deutscher Bundespräsident begleitet Havel nach Salzburg / Weizsäcker ist erstes Staatsoberhaupt eines EG-Landes, das Waldheim trifft / Havels Reise noch unsicher

Wien (ap) - Bundespräsident Richard von Weizsäcker wird als erstes Staatsoberhaupt eines EG-Landes am Donnerstag nächster Woche mit dem österreichischen Bundespräsidenten Kurt Waldheim in Salzburg zusammentreffen. Der Sprecher der Wiener Präsidentschaftskanzlei, Kurt Skalnik, bestätigte gestern, daß es ein Treffen der beiden Staatschefs geben werde. Weizsäcker begleitet den tschechoslowakischen Staatspräsidenten Vaclav Havel nach Salzburg, der in seiner Eigenschaft als Privatperson und Dramatiker die Eröffnungsansprache bei den Salzburger Festspielen halten wird.

Waldheim ist wegen seiner Haltung zu seinem Dienst in der Deutschen Wehrmacht auf dem Balkan während des Zweiten Weltkriegs international ins Schußfeld der Kritik geraten und wird seit seinem Amtsantritt im Juli 1986 von anderen Staaten weitgehend ignoriert. Die US-Behörden haben ihn sogar auf eine Art „schwarze Liste“ gesetzt und ihn de facto mit einem Einreiseverbot belegt.

Zum Besuch der Salzburger Festspiele hat der Salzburger Landeshauptmann Hans Katschtaler Weizsäcker und Havel eingeladen. Skalnik wies darauf hin, daß die Festspiele alljährlich vom Bundespräsidenten eröffnet würden. Als Gast der Veranstaltung werde Weizsäcker dabei den österreichischen Präsidenten „sicher sehen und sprechen“. Die Präsidentschaftskanzlei habe „mit Interesse“ vom Besuch Weizsäckers erfahren. In diplomatischen Kreisen wurde unterdessen betont, daß es sich um einen Privatbesuch Weizsäckers in Salzburg handele. Das genaue Programm des Salzburger Aufenthaltes werde derzeit noch geheimgehalten.

Die Geheimhaltung hänge damit zusammen, „daß immer wieder versucht wird, auf den Prager Präsidenten Druck auszuüben, seine Österreich-Visite abzusagen“, hieß es in dem Bericht der „Presse“. Die gemeinsame Anreise mit Weizsäcker werde „als Versuch gewertet, sich Rückendeckung gegen diese Pressionen zu verschaffen“.

Die Prager Zeitung 'Lidove Noviny‘ meldete dagegen unter Berufung auf gut informierte Kreise in Prag, daß Havel auf die Reise nach Salzburg verzichten wolle. Das Blatt hatte am Dienstag einen offenen Brief seiner Redaktion an den tschechoslowakischen Präsidenten veröffentlicht, in dem an diesen appelliert wird, von einer Begegnung mit Waldheim wegen dessen umstrittener Vergangenheit Abstand zu nehmen.

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