: Maxwell erzwingt Fusion Jerusalemer Fußballclubs
■ Britischer Magnat steigt ins israelische Fußballgeschäft ein / Mit der Devise „Fusion oder Pleite“ zwingt er die verfeindeten Vereine von Likud-Block und Arbeitspartei zur Vereinigung / Clubpräsidenten dafür, Fans dagegen
Tel Aviv (taz) - Der britische Magnat Robert Maxwell kauft in Israel nicht nur Zeitungen wie 'Maariv‘ und investiert nicht nur in pharmazeutische Unternehmen wie „Teva“. Nein, der englische Großunternehmer will sich nun auch als Sportmäzen profilieren und die beiden rivalisierenden Jerusalemer Fußballclubs „Betar“ und „Hapoel“ kaufen. Maxwell macht den geplanten Kauf freilich von einer Bedingung abhängig: Die beiden Vereine müssen fusionieren, und das sofort. Dieses ultimative Ansinnen hat aber einen politischen Haken. Denn die Fans von „Betar“ sind vor allem Parteigänger des regierenden, rechtskonservativen Likud -Blocks von Ministerpräsident Schamir. Und die Unterstützer von „Hapoel“ sind Anhänger der oppositionellen Arbeitspartei von Peres.
Maxwell, der juristisch von der Jerusalemer Kanzlei des gegenwärtigen israelischen Staatspräsidenten Herzog vertreten wird, malte in einem Schreiben an die beiden Clubpräsidenten ein düsteres Zukunftsbild der politisch antagonistischen Vereine. Sie seinen schlicht pleite, äußerte der schwerreiche Brite, hätten Schulden von neun Millionen US-Dollar und auch in der kommenden Saison seien nur weitere Defizite zu erwarten. Einziger Ausweg aus dieser Malaise sei die sofortige Zusammenlegung der beiden Schuldenvereine. Er jedenfalls, stellte Maxwell unmißverständlich klar, sei nur bereit, die beiden als „Jerusalem United“ zu finanzieren. Denn ausschließlich ein vereinigter Fußballclub habe Chancen, zum „Stolz der heiligen Stadt“ zu werden.
Die große Mehrheit der Anhänger beider Vereine zeigen sich allerdings kaum begeistert über die verordnete Fusion. „Warum“, so fragt sich ein „Betar„-Fan, „kann Maxwell nicht in beide Clubs investieren und trotzdem dabei verdienen? Schließlich steckt er sein Geld ja auch in zwei große Jerusalemer Industrieunternehmen - und profitiert nicht schlecht.“ Kenner des Sportgeschäfts jedoch wissen, daß beiden Vereinen der Pleitegeier im Nacken sitzt. Die Manager, so ihr Resümee, haben keine Alternative und müssen daher Maxwells Ultimatum schlucken. Nur der israelische Fußballbund muß dann dem Geschäft noch seinen Segen erteilen.
Ehud Olmert, „Betar„-Präsident, Likud-Gesundheitsminister und persönlicher Freund Maxwells, hat dem Deal schon zugestimmt. „Unsere Finanzlage“, meinte er, „läßt uns keine andere Wahl.“ Nach ein paar Worten des Bedauerns fiel denn auch die Abstimmung im „Betar„-Management einmütig für das Maxwell-Ultimatum aus. Ähnlich reagierte auch die „Hapoel„ -Leitung. Nun bleibt nur noch ein Problem zu lösen. Nach Vorschrift des israelischen Fußballbundes darf der neue Maxwell-Verein nur dann in der nationalen Liga bleiben, wenn wenigstens einer der alten Namen erhalten bleibt. Ansonsten müßte der neue Club ins Bodenlose absteigen und in der untersten Liga eine neue Karriere beginnen.
Amos Wollin
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