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Umweltressort: FDP-Jäger hat einen Sonnenstich

■ Kritik an Forderung nach neuer Müllverbrennungsanlage

Eine heftige Reaktion des Umweltressorts hat der FDP -Fraktionsvorsitzende Claus Jäger hervorgerufen. Der hatte in der vergangenen Woche laut gefordert, was einflußreiche SPD-Genossen mehr oder weniger heimlich denken: Den Bau einer neuen, größeren Müllverbrennungsanlage in Bremen, in der nicht nur der Bremer Müll, sondern auch der aus niedersächsischem Umland verbrannt werden solle. Für Jürgen Lüthge, Senatsdirektor Umwelt

schutz, willkommener Anlaß zu erklären, was er von solchen Ideen hält: „Wir haben uns ernsthaft gefragt, ob das jemand sagt, der einen Sonnenstich hat.“

Die FDP, so glaubt Lüthge, leide offensichtlich an einer „Wahrnehmungstrübung“. Denn die neue niedersächsiche Landesregierung habe schließlich das Ziel festgeschrieben, das kein niedersächsischer Abfall in Verbrennungsanlagen außerhalb geliefert werden solle.

Durch den FDP-Vorstoß werde aber deutlich, welch hohes politisches Risko die Bremerhavener Ablehnungspolitik beinhalte. Wie berichtet, hat der Bremerhavener Unterbezirksvorstand der SPD beschlossen, daß für den Bremer Restmüll kein Platz in der Bremerhavener MBA sein soll. Trotz dieser Beschlußlage gibt Lüthge die Hoffnung nicht auf, seine Pläne umsetzen zu können. Hoffnung, die sich auch auf ein Gespräch gründet, das zwischen der Spitze des Umweltressorts und den Bremerhavener Bürgermeistern Willms und Brandt geführt worden ist. Dabei wurde vereinbart, daß Bremen noch einmal genau prüft, welche ökologischen Auswirkungen eine um einen Kessel vergrößerte MBA haben würde, und überlegt, wie sie den Bremerhavenern beim Ausbau des Fernwärmenetzes finanziell unter die Arme greifen kann.

Neuen Mut schöpft Lüthge auch aus der Tatsache, daß die Verträge zwischen der MBA Bremerhaven und den Umlandgemeinden, die dort Müll verbrennen noch nicht unterschrieben sind. Jetzt kann Bremer hoffen, daß die niedersächsische Umweltbehörde den Kommunen eine solche Verlängerung untersagt. Dann wäre in der MBA mehr Platz für Bremer Müll.

hbk

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